George Balan feiert seinen 88. Geburtstag


 
George Balan wollte seinen 88. Geburtstag auf eine besondere, ihm entsprechende Weise begehen: Mit einem Seminar über Musik und das Altern. Das Interesse für die Veranstaltung war erwartungsgemäß sehr groß. Die Organisatoren der Musicosophia-Schule fühlten sich daher veranlasst, schon im Vorfeld die Anzahl der Seminarplätze auf 50 zu begrenzen. Tatsächlich waren die meisten schon kurz nach Aussendung der Einladungen vergeben, und es dauerte nicht lange bis viele Interessenten sogar auf einer Warteliste standen. George Balans Ausstrahlung entsprechend kamen Freunde aus allen Ländern, in denen die Musicosophia tätig ist. Sogar aus México und Kolumbien waren Verehrer und Verehrerinnen des hochgeschätzten Maestro Balan angereist.

Der Jubilar selbst schonte sich nicht, und mit einem Mammutprogramm von Vorträgen, zahlreichen Videobeispielen und musikalischen Einlagen – diese bestritt Gebhard von Gültlingen – versuchte er das Thema „Der Musiker, der Hörer und die Herausforderungen des Alterns“ in Szene zu setzen. Zu erwähnen ist, dass der Text seiner fünf Vorträge in drei Sprachen (deutsch, spanisch, italienisch) abgefasst war. Natürlich sprangen ihm Freunde für die schriftlichen Übersetzungen bei (für das Spanische Pilar López Novales, für das Italienische Davide Arzenton), doch beteiligte er sich auch an diesen wesentlich und übernahm – so wie man es von ihm seit jeher gewohnt war – die volle inhaltliche Verantwortung. Die Beiträge, die Balan im freien Vortrag brachte, wurden mit bemerkenswertem Einsatz von Gebhard von Gültlingen simultan übersetzt.

Schon sein Auftritt am Freitagabend überraschte: Da stand kein achtundachtzigjähriger schwacher Greis am Pult, sondern ein von Energie sprühender Vortragender. Alle Bedenken, ob George Balan die Strapazen seines intensiven Programms auch durchhalten könne, waren spätestens am Samstag vollständig zerstreut: Er gestaltete selbst noch die Abendeinheit, ohne irgendwelche Anzeichen von Erschöpfung zu zeigen. Und am Sonntagmorgen konnte der Altmeister sein Seminar genauso beenden wie er es vorgehabt hatte: Ganz unspektakulär erklärte er, dass dies sein letzter öffentlicher Auftritt gewesen sei.

Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von der enormen geistigen Leistung, manche waren aber etwas ratlos, weil ihnen der Jubilar keine Gelegenheit gegeben hatte, ihm zu seinem Festtag zu gratulieren. – Ob das auch zu Balans Arrangierungen gehörte, ließ sich nicht ermitteln. Fest steht, dass nach dem Seminar noch viele Gratulationen per E-Mail und per Brief ankamen, und der Jubilar zufrieden und rüstig in sein neunundachtzigstes Lebensjahr geht.

Hubert Pausinger
 

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