…mit Hubert Pausinger vom 6.-8. Februar 2015 in der Musicosophia-Schule
ein Bericht von Carola Zenetti
Ein Dutzend Hörerinnen und Hörer hatte sich zum ersten Teil dieser als Trilogie angelegten Veranstaltungsreihe von Hubert Pausinger angemeldet und wollte sich auf das Abenteuer „Musik der Stille und Stille der Musik“ einlassen.
Musikmeditation – was verbirgt sich hinter diesem Wort? Meditation bedeutet eine Hinwendung nach innen. „Musik ist geistig-seelische Bewegung, die uns mit dem Wesenskern verbindet. Gehen wir mit dieser Bewegung bewusst mit, das heißt, dass wir konzentriert und in klarer Wahrnehmung der Musik folgen, dann kann sie uns mit unserem Wesenskern verbinden und wir können in ihm ruhen.“ In diesem Sinne führt Musikmeditation den Menschen in einem behutsamen Hör-Prozess allmählich von außen nach innen. Weg von geschäftiger äußerer Betriebsamkeit und gedanklicher Unruhe hin zu innerer Friedlichkeit und Ruhe. Das wiederholte Mitsummen einer Melodie wirkt dabei unterstützend. Hubert Pausinger hatte als Vorspiel für die Musikmeditation das Largo in E-Dur von Chopin ausgewählt. Wieder und wieder ließ er die Melodien mitsingen. Durch diesen meditativen Vorgang wurde es möglich, in der Musik heimisch zu werden, ihren charakteristischen Wendungen und Akzenten nachzuspüren und den Alltag immer mehr hinter sich zu lassen.
Die Stille – auch sie gehört zur Musikmeditation, ja sie ist die unumgängliche Voraussetzung dafür. „Die Stille ist für die große Musik gleichsam das Potential aus dem sie sich im rechten Augenblick herauslöst, um sich mit ihrem Wesen zu manifestieren.“ So ist das Wahrnehmen der Stille vor dem Erklingen einer Musik ein wesentlicher Bestandteil der Meditation. Sie bereitet den Menschen auf die Aufnahme der Töne vor. So erlebte es die Meditationsgruppe auch beim Adagio aus dem Concerto grosso Nr. 10 von Arcangelo Corelli. Das sich Öffnen und wieder Schließen im Verlauf einer Musik – ein Urbild für die menschliche Seele, wie Hubert Pausinger erläuterte – war in diesem Adagio besonders gut zu erkennen. Die immer leiser werdende Einstellung der Musik erhöhte die Konzentration erheblich. Verblüffend für die meisten war sicher das Gestalten der Musik – ohne dass sie erklang! Ganz aus dem inneren Hören heraus entwickelten sich die Gebärden aus jedem einzelnen der Meditierenden und gewannen ihre Form. Auch die Aufzeichnungen für die Gestaltung wurden den Blicken entzogen –. So entstanden die Gebärden in tiefster Stille und vollkommener Verinnerlichung. „Die Musik transportiert gleichsam das Potential der Stille in die Seelen der Hörer und bewirkt damit, dass diese Stille in ihre Seelen einziehen kann.“
Die Verwandlung – Musikmeditation trägt auch das Potenzial der Verwandlung in sich. Das Hören in Stille löst innere Prozesse aus. In sorgfältiger analytischer Arbeit stellte Hubert Pausinger das Hauptwerk des Seminars an der Tafel dar, den zweiten Satz (Andante. Feierlich, etwas bewegt) aus Anton Bruckners 2. Symphonie in c-Moll. „Die wichtigste Musik für die spirituelle Entwicklung des modernen Menschen“ wie George Balan, der Begründer der Musicosophia-Methode, von der Musik Bruckners sagt. In einem konzentrierten meditativen Prozess verfolgte die Hörgruppe die von Hubert Pausinger aufgezeichnete Struktur dieses Werkes, ging innerlich mit, um sich der tiefen Wirkung dieser Musik zu öffnen und ihr in sich Raum zu geben. Dass diese Mühe sich lohnte konnten viele am nächsten Tag spüren, als die Musik sich über Nacht in ihnen gesetzt hatte, und am nächsten Tag die Klärung der Meditation des Vortages als Frucht deutlich wurde. Mit einer Abschlussgestaltung des gesamten Satzes ging am Sonntagmittag ein Seminar zu Ende, das eine ganz besondere Begegnung mit dem eigenen Wesenskern ermöglicht hatte.
Nicht gekennzeichnete Zitate von Hubert Pausinger
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