Prof. Andreas de Bruin schreibt über Musicosophia

Veröffentlicht März 2022 in:
de Bruin, Andreas. “Die Musicosophia-Schule. Hörend die Welt begreifen”, in: Moment by Moment, Ausgabe 01/2022. Freiburg: Hammer Solutions Media, S. 34-37.

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„Mit Bachs Lebensfreude ins Neue Jahr“


 
„Es war ganz neu für mich, überraschend erholsam, und ich fühle mich innerlich ganz aufgeräumt!“ So äußerte sich begeistert eine Teilnehmerin nach dem Seminar. Besonders angetan hatte es ihr das Largo aus dem Konzert für zwei Violinen (in d-Moll BWV 1043), das Gebhard von Gültlingen vorgestellt hatte.

Tänzerisch ging es beim Menuett aus der 1. Orchestersuite zu, vorgestellt von Carola Zenetti, und der Bourée aus der Suite für Cello solo Nr. 3 (in C-Dur BWV 1009), mit der Alvaro Escalante die HörerInnen begeisterte. Des Weiteren hatte er den fulminanten Chor “Jauchzet frohlocket” aus dem Weihnachtsoratorium (BWV 248) zum Thema Lebensfreude gewählt.

Ergänzt wurde das Programm von zarten spielerisch luftig-leichten Klängen des ersten Satzes für Flöte und Harfe (BWV 1031) und mit zwei Phasen, in denen die Musik ganz in Stille gehört wurde.
 
Der eigentliche Jahreswechsel wurde überraschend von Jazzklängen begleitet („Jacques Loussier plays Bach“), die tatsächlich einige TeilnehmerInnen auf’s „Tanzparkett“ lockten! Andere saßen noch gemütlich bei Sekt und Keksen zusammen. Eine weitere Überraschung brachte der Neujahrsmorgen, nachdem Gebhard von Gültlingen das Publikum mit dem 1. Satz aus dem 1. Violinkonzert (in a-Moll BWV 1041) bekannt gemacht hatte: George Balan, der betagte Begründer von Musicosophia, ließ es sich nicht nehmen, einige nachdenkliche Worte an die Teilnehmenden zu richten. Er griff dabei auf Bachs Choral „Das alte Jahr vergangen ist“ zurück und ließ diesen in der Orgel- und Jazz-Version erklingen.

Beschenkt mit vielen Eindrücken, besonderen Begegnungen mit der Musik und untereinander nahmen die Teilnehmenden Abschied vom Haus Maria Lindenberg, das wieder den freundlichen Rahmen zum Seminar gebildet hatte. Auch das Wetter war festlich gestimmt: Sonnenschein mit Nebelmeer über Dreisamtal und Rheinebene!

Carola Zenetti

Die „Pastorale“ von Beethoven und Wandern im Mai

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Vormittags Musik hören – nachmittags wandern! Ende Mai startete diese neue Seminar-Idee von Gebhard von Gültlingen und stieß auf reges Interesse. Daraus wurde während des Seminars geradezu Begeisterung für diese Kombination. Im Mittelpunkt stand Beethovens Musik, die Sätze eins bis drei aus der 6. Symphonie „Pastorale“. Gebhard von Gültlingen begann den ersten Abend mit dem 3. Satz. Dessen Lebhaftigkeit riss die Zuhörerschaft sofort mit. Die nächsten beiden Vormittage gehörten dem langsamen zweiten Satz.
In diesem größeren Zeitraum konnte sich diese Musik nach und nach in ihren Facetten entfalten. Wenn auch Carola Zenetti durch den Satz führte – letztlich war es ein gemeinsames Erkunden der ganzen Gruppe, die mit vielen wertvollen Wortmeldungen den Hörprozess bereicherte. Gebhard von Gültlingen widmete sich an den letzten beiden Vormittagen dem ersten Satz. So war genügend Raum, diesen sorgfältig auszuloten. Lassen wir hier Teilnehmerin Kerstin mit ihren persönlichen Eindrücken zu Wort kommen:

„Eine neue Seminarform ‚Musik und Wandern‘ war in St. Peter angeboten worden, die mich sofort ansprach. Die Kombination von innerer und äußerer Bewegung (musikalische Arbeit und Gehen in der Natur) ist mir ein besonderes Bedürfnis. Die Natur mit allen – dann sensibilisierten – Sinnen wahrzunehmen, bedeutet mir viel.
Die ruhige und friedliche Atmosphäre des 2. Satzes der Pastorale kam mir hierbei sehr entgegen. Durch innere und äußere Impulse weitet sich das Thema und nimmt einen größeren Raum ein. Und ich entdeckte einen Ruhepol der Geborgenheit, eine hin und her schwingende Melodie, der ich mich ganz hingeben konnte. Auch sie weitet sich und gewinnt an Kraft. Dank der Melorhythmie von Carola tauchte ich mittels der Bewegung tiefer in die Musik ein. Die weite und ruhige Kraft dieser Musik konnte ich dann in der Landschaft um St. Peter wiederentdecken.
Ich wünsche mir, dass diese Seminarform auch im nächsten Jahr stattfinden kann.
Herzlichen Dank an HeideMargrit für ihre Bereitschaft, die Teilnehmer mit der Stimmbildung nach Lichtenberg sowie der Cranio-Sacral-Behandlung bekannt zu machen.“

Nicht nur beim Wandern, wie von Kerstin so eindrücklich geschildert, sondern auch beim Singen von Mailiedern oder bei der Teilnahme am Stimmworkshop, den HeideMargrit Fischer abends anbot (in Einzelsitzungen gab sie auch Cranio-Sacral-Behandlungen) setzte sich die verbindende Wirkung des tiefen Musikerlebnisses an den Nachmittagen auf anderen Ebenen fort. Unter all diesen Angeboten suchte man sich das Passende aus und fand so immer wieder in anderer Kombination zusammen. So wurde das tiefe Musikerleben im Wechsel mit der Möglichkeit, sich auch menschlich näher zu begegnen, von allen als sehr bereichernd empfunden.

Klar ist also: Kerstins Wunsch hat gute Chancen im kommenden Jahr in Erfüllung zu gehen!

Carola Zenetti

Beim Jugendorchester in Neapel

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Mit Beethovens 7. Symphonie in Neapel

Immer wieder bin ich in Neapel in einem Kinder- und Jugendorchester tätig. Es sind Jugendliche aus den Mafiavierteln der Stadt, die Antonella, eine engagierte Mutter und Musikerin mit vielen Freunden von der Straße geholt und die ihnen ein Instrument in die Hand gedrückt hat. Das Ganze nennt sich seit 10 Jahren „Scalzabanda“ und haust in einem verlassenen Kloster der Carmeliterinnen scalze – Barfüßlerinnen mitten in der Altstadt. Immer wieder bin ich überrascht, wie lebendig, zwanglos, fröhlich und hoch motiviert diese Menschen Musicosophia „feiern“. 90min hochkonzentriert mit dem Allegretto der 7. Symphonie Beethovens. Durchgehend polyphon, die Jugendlichen durchgehend präsent. Die Bilder und Videos sprechen für sich.

Gebhard von Gültlingen

Video 1
Video 2
Video 3
Galerie 1
Galerie 2

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Bericht vom Neujahrsseminar 2018 / 19

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Mit Mozarts überschäumender Lebenskraft ins neue Jahr

Ihrem temperamentvollen vierten Satz verdankt Mozarts letzte Symphonie den Beinamen des strahlenden Gottes Jupiter. Eine Musik wie geschaffen für den ersten Januar, um schwungvoll ins Neue Jahr aufzubrechen. Drei Sätze gehen ihr jedoch voraus, welche auch dem Seminar den Namen „Mozarts langer Weg zum Licht“ gaben. Der Auseinandersetzung zwischen den zwei konträren Themen im ersten Satz (ein schwächelndes und ein wie ein Ruf forderndes) und deren steter Entwicklung widmete sich Gebhard von Gültlingen.

Im zweiten, zuweilen dunklen und spannungsvollen Satz zeigte Carola Zenetti die Hoffnung gebenden Entwicklungen auf, die sich darin abspielen. Schon am Nachmittag des Silvestertages begann Alvaro Escalante mit der Präsentation des 4. Satzes und ließ die Gruppe die strahlende Kraftfülle dieser Musik erleben. Die durchgehend polyphon gehaltene Musik war eine Herausforderung für alle. Doch unter der meisterhaften pädagogischen Führung von Alvaro Escalante war sie sogar für neue Hörerinnen und Hörer mit Freude und Lust zu meistern. Mit ihr endete das Seminar am Mittag des 1. Januars. Begeistert von der Strahlkraft dieser Musik fuhren die Teilnehmenden, besonders die Neulinge bei Musicosophia, wieder nach Hause, waren sie doch tief bewegt von den bedeutungsvollen und gleichzeitig lebensfrohen Aussagen dieser außerordentlichen Musik. Begeisterte Rückmeldungen noch Wochen nach dem Seminar bestätigten die nachhaltige Wirkung.

Gebhard von Gültlingen hatte zwar das alte Jahr mit dem 3. Satz und einem kurzen Überblick der Entwicklungsidee, welche alle Sätze zusammenhält, beschlossen, die Mitternachtsmusik zur Begrüßung des neuen Jahres stammte aber aus der h-moll Messe von J.S. Bach: „Gloria“ und „et in terra pax“. Damit sollte schon auf diesen Komponisten hingewiesen werden, dem 2019 die großen Seminare gewidmet sein werden. Auch hierzu herzlich willkommen!

Carola Zenetti

Joseph Haydn, der bekannte Unbekannte

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Macht Lust auf mehr!“ So der spontane Ausruf einer Teilnehmerin am Ende des Seminars. Was hatten wir erlebt, das solche Begeisterung auslöste?

Morgens hatte sich ein knappes Dutzend Menschen aus Freiburg und Umgebung zusammengefunden, um mit der Musicosophia-Methode Musik des „bekannten Unbekannten“ zu hören. Tatsächlich hatte eine Hörerin Haydn ausschließlich mit seinen Messen in Verbindung gebracht.

Klein fingen wir an, und lernten eine der zahlreichen Facetten des Komponisten mit dem heiteren Menuett in G-Dur aus HOB. IX:11 kennen.
Im Streichquartettsatz Adagio e cantabile aus op. 42 in d-Moll begegnete uns ein ganz anderer Haydn. Eine nachdenkliche Melodie nahm uns auf, die auch Abgründiges berührte, und zu einem friedlichen Schluss fand.

Der Nachmittag gehörte dem berühmten zweiten Satz aus der Symphonie Nr. 94 in G-Dur „Mit dem Paukenschlag“. Der „Knalleffekt“ verfehlte seine Wirkung nicht und zeigte Haydns humorvolle und volkstümliche Seite – im Verlauf der Variationen aber auch seinen Sinn für das Tröstliche, indem kraftvolle Töne überraschend mit zarten wechselten.

So hat uns Haydns Musik durch abwechslungsreiche Gefilde geführt, und uns reiche Erlebnisse beschert. Es wird also unbestreitbar Freude machen, noch mehr Werke von diesem Komponisten kennenzulernen!

Carola Zenetti

Der Klang der Heiterkeit


.Das Frühlingseminar der Musicosophia 2018 in Zürich
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Gemäss Ausschreibung des Seminars ermöglicht die Heiterkeit „eine Distanzierung von den Widrigkeiten des individuellen und gesellschaftlichen Lebens. Sie hilft, das Leben erträglich zu machen. Betrachtet man die Heiterkeit als ästhetisches Phänomen, dann hilft auch die so verstandene Kunst, sich vom zeitweise trostlosen Leben zu distanzieren.“

Der Tag hätte nicht besser zum Thema des Seminars passen können: Es ist einer der ersten warmen, wolkenlosen Frühlingstage des Jahres, die Primeln vor dem Seminarraum leuchten in allen Farben, die ersten Bäume öffnen ihre Knospen und Vögel pfeifen um die Wette.

Im Seminarraum beschäftigten sich während des ganzen schönen Frühlingstages die Teilnehmenden des Seminars mit der Frage, wie sich denn im Klang der Musik Heiterkeit ausdrückt. Begonnen wurde mit dem Volkslied „Wer recht in Freuden wandern will, der geht der Sonn‘ entgegen, …“

Dann folgte die eigentliche Hauptarbeit, als sich die Teilnehmenden geraume Zeit mit dem Streichquartett KV 80 in G-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) beschäftigten.

Die Auseinandersetzung mit Mozarts Streichquartett war sehr intensiv und ergiebig und die positive Gruppendynamik tat ihr übriges. Die Ergebnisse lassen sich allerdings nicht in Worte fassen, man muss schon am Seminar teilgenommen haben, um mitzuerleben, was geistig abläuft. Auf jeden Fall haben die Teilnehmenden die diesem Musikstück innewohnende „göttliche innere Ordnung“, die sich eben in der Heiterkeit des Klangs manifestiert, nachspüren können.

Dann beschäftigten wir uns mit einem völlig anderen Musikwerk, dem „Concert C-Dur für 2 Trompeten, Streicher und Basso Continuo“ von Antonio Vivaldi.

Und ganz zum Schluss kam es nochmals ganz anders: Johann Sebastian Bachs Choral „Jesus bleibet meine Freude“ aus der Kantate BWV.

Der Dank für das gelungene Seminar ergeht erneut an Frau Renate Schwab, die uns einmal mehr einen bereichernden erfüllten Tag geschenkt hat.

Irmgard und Dr. Robert Walpen

Drang zur Verwandlung


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W. A. Mozarts Symphonie Nr. 40 in g-moll mit Gebhard von Gültlingen

Es erscheint mir zwar unmöglich, das reiche, tiefe und bereichernde Geschehen dieses Wochenendes auch nur annähernd den Lesern zugänglich zu machen, und doch möchte ich einfach ein paar Gedanken – die glaube ich grundsätzlich sind – und Erfahrungen die subjektiv sind, versuchen darzustellen.

Gespannt auf die Möglichkeit, einmal eine ganze Symphonie zu arbeiten – meint natürlich musicosophia-meditations-mässig – bin ich mit der Bereitschaft zur Verwandlung (also noch nicht Drang) in dieses Wochenende eingestiegen. Gebhard begann mit uns den 2.Satz Andante schrittweise, gründlich, wiederholend und mit seinen Erfahrungen und Kenntnissen durchzugehen. Die erste Verwandlung machte ich schon am Freitagabend durch, als ich die Situation so einschätzte, dass wir wohl kaum die ganze Symphonie angehen werden.

Und so war es denn auch. Da der 2.Satz der entscheidende sei, haben wir mit ihm auch am Samstag weitergemacht, bzw. hat er uns weiter beschäftigt. Und erst am Sonntag taten wir noch einen genial geführten Einblick in den ersten Satz.

Und wenn ich arbeiten, durchnehmen, weitermachen sage, so heisst das, dass wir schrittweise in die Sprache dieses Opus einstiegen, dass mir die Musik immer mehr zur Sprache wurde, dass die Töne, melodischen Kräftebewegungen, die Aktivitäten der verschiedenen Instrumente usw. immer mehr zu einer Mitteilung wurden. Und um diese wenigstens ahnungsweise entgegennehmen zu können musste ich, durfte ich mein Verständnis von Musik-Meditation grundsätzlich verwandeln.

Es steht zwar im Flyer und an vielen andern Orten was mit Musikmeditation gemeint ist. Und Gebhard brachte es – in einem sehr entscheidenden Moment – nochmals klar zu Bewusstsein: Musikmediation ist:
I. Ebene: 1. Stille, 2. Singen, 3. Fragen
II. Ebene: 4. Bögen, 5. Abc /ABC, 6. Linien
III. Ebene: 7. Gebärde (Die Hand nimmt wahr), 8. Verstehen / Sinn, 9. Stille.

Und immer wieder hören, nochmals hören, vielleicht auch nur abschnittweise hören . . .

Und so haben wir gearbeitet. Aus dem „üblichen, gesellschaftlichen, heute gängigen“ Zusammenhang und Verständnis heraus ist Meditation vor allem „in sich hören, warten, Kopf ausschalten“ usw. Aber bei Musicosophia glaube ich, dass eben beides zusammen gehen sollte, um in die Musik, in die Sprache der Musik, in die Welt der Musik hineinzukommen. Auf der II.Ebene ist man vermeintlich eher intellektuell, kopf-aktiv. Aber kann man nicht in meditativer Haltung Bögen, Linien suchen, Abschnitte bezeichnen, Abschnitte vergleichen. Ich machte dieses Wochenende die Erfahrung, dass wenn ich nicht „buchhalterisch“ und „mathematisch“ daran gehe, sondern „musicosophisch“, mir die Aussage von Furtwängler klar wird: „Die Musik ist – was die meisten heute nicht mehr wissen – nicht eine Aufeinanderfolge von Tönen, sondern das Ringen von Kräften“.

Und am Montagvormittag habe ich zu Hause diesen 1. + 2. Satz ohne jede Unterlage wieder gehört und war überwältigt, betroffen, erschüttert. Ich hatte das Gefühl und die Wahrnehmung, dass diese Musik im Kopf und Herz angekommen ist. Dass einiges dieser Musik mich erreicht hat oder eben dass ich für einiges dieser Musik empfangsbereit war.
Das lässt mich den Schluss ziehen, dass die Arbeit fruchtbar war, wirksam, wenn auch vielleicht in einem für „Choleriker“ etwas langsamen Prozess. Und immer wieder haben die Seminarleiter uns ans Herz gelegt: Die Musik hat immer eine Wirkung auf uns, ob wie sie wahrnehmen oder nicht. Um einfach ein Beispiel anzufügen, wie dies auch dieses Wochenende wiederum sich bewahrheitet hat: Vor allem der Beginn des 2.Satzes dieser Symphonie spricht von in uns aufsteigenden Kräften oder einem „Sich-öffnen“ um das von oben Kommende aufnehmen zu können. Seit Montag höre ich diesen Satz täglich und es fand und findet in mir genau dieser Prozess statt. Vor diesem Wochenende mir unbewusste Vorstellungen über „Mensch und Welt“ werden in mir wach und verwandeln meine Sicht des Lebens und Zusammenlebens. Und damit mich selber.

Und zwei wichtige Erfahrungen kommen noch hinzu: Wo man mit der Musikmeditation ankommt ist individuell! Und weil es individuell ist, spielt das Wissen, die Erfahrung mit Musik und vielem andern im Leben entscheidend mit, was, wieviel und wie ich wahrnehme. Und da hat uns Gebhard viel Anregendes, Öffnendes und Bereicherndes angeboten. Danke!
Hugo Jäggi

„Hör auf zu beben, bereite dich zu leben!“


 
„Dies war für mich die beste Art, Ostern zu verbringen!“ Diese Äußerung einer ganz neuen Teilnehmerin konnten wohl alle Anwesenden unterschreiben. Es herrschte durchweg ein freudig angeregter und aufmerksamer Geist während des Osterseminars.

Gebhard von Gültlingen begrüßte am Karfreitagabend die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und gab einen kleinen Überblick über die Symphonie und die geistige Welt Mahlers zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Symphonie. Um die Gruppe nicht gleich am ersten Abend mit den Schroffheiten des ersten Satzes zu „überfallen“ war geplant, mit dem sanft-nachdenklichen 4. Satz, dem „Urlicht“, zu beginnen. So stellte ich dieses in einem ersten Überblick vor, und ließ die Gruppe mit den einzelnen Abschnitten vertraut werden.
Der Samstagvormittag gehörte dem 1. Satz. Gebhard von Gültlingen wusste diese spannungsreiche Musik sowie die Lebensphilosophie Mahlers anschaulich zu verbinden und beides der Hörerschaft nahe zu bringen. Der Nachmittag brachte mit dem zweiten Satz etwas Entspannung. Alvaro Escalante präsentierte diese dem Ländler Stil abgelauschte Musik, die auch stürmische Episoden enthält, mit Humor und Tiefsinn, so dass ihr die Aufmerksamkeit der Hörerinnen und Hörer durchweg sicher war. Am Sonntagvormittag schloss er die Musik ab, bevor ich das „Urlicht“ zu Ende führte, in dem die Gruppe die Zuversicht spüren konnte, die den Wünschen, Fragen und Zweifeln folgte.
 
Am Nachmittag ein Debut: Jorge Dzib, weitaus der Jüngste im Team, Schüler von Alvaro Escalante in Mexico und nun von George Balan persönlich, stellte sich erstmals als Seminarleiter vor. Mit Deutlichkeit führte er zunächst durch Mahlers Lied „Des Antonius von Padua Fischpredigt“, um dann zu zeigen, wie es im 3. Satz der Symphonie aufgegriffen und mit weiteren Themen ergänzt wird. Apokalypse und Apotheose am letzten Vormittag mit dem 5. Satz, den wiederum Gebhard von Gültlingen übernommen hatte. Der erste Teil konnte der Länge des Satzes wegen nur skizziert werden. So stellte er nur die einzelnen Themen vor, welche die Basis des Satzes bilden: Das Thema der Apokalypse, des Rufers, des Dies Irae, der Auferstehung. Diese konnte man dann leicht in ihrer Entwicklung verfolgen. Schwerpunkt und emotionaler Höhepunkt bildete dann der alles entscheidende Chorus Mysticus mit dem Auferstehungsthema.
 
Ein Werk von gewichtigem Ausmaß war lebhaft mit offenen Herzen aufgenommen worden! Belebt und angeregt waren alle dankbar für das großartige Erlebnis.
Carola Zenetti

Fortbildungslehrgang F2 in November 2017


 
Der erste Satz von Mozarts 21. Klavierkonzert stand im Mittelpunkt unserer Fortbildung. Er wurde von drei Seminarleitern vermittelt, aber im Grunde war es ein sehr wohltuendes engagiertes Zusammenwirken der ganzen Gruppe. Alle TeilnehmerInnen waren bestens vorbereitet, so konnten wir uns intensiv mit dieser vitalen Musik beschäftigen.

Hubert Pausinger, der nach Österreich umgezogen ist, und Gebhard von Gültlingen, der Seminare in Italien zu geben hatte, hatten Manfred Lellek und Carola Zenetti mit der Moderation dieses Wochenendes betraut. Diese eröffneten es am Donnerstagabend mit der Exposition 1 des Konzertsatzes. Renate Schwab gestaltete den Freitagvormittag sehr belebend mit der Exposition 2. Am Nachmittag beleuchtete Carola Zenetti die Durchführung, die mit ihren klagenden Elementen den ruhigeren Charakter dieser Musik erleben ließ. Manfred Lellek übernahm die lebhafte Reprise, deren Vermittlung er gegen Ende dieses ersten Seminartages immer meditativer zu gestalten wusste. Das war nach der gründlichen Beschäftigung mit den ersten Teilen dieser Musik zum Ende des Tages hin die passende und ausgleichende Vorgehensweise.
Am Samstag schaltete das Moderatorenteam den dritten Satz des 18. Streichquartetts von Mozart dazwischen. Carola Zenetti schälte die Eigenschaften des Themas heraus und fügte noch die ersten drei Variationen an. Manfred Lellek führte am Nachmittag bis zum Schluss.
Am Sonntagvormittag wurde der Konzertsatz von Manfred Lellek wiederholt, Carola Zenetti fügte noch Kadenz und Coda hinzu, und nach einem Schlusshören des gesamten Satzes war das Seminar zu Ende. Sehr erfüllend und intensiv war es verlaufen und entbehrte doch nicht einer gewissen Lockerheit, die durch das gleichwertige und wertschätzende Miteinander entstanden war.

Carola Zenetti

Anton Bruckner, Hören-verstehen-meditieren

 
Wie schon in den letzten Jahren, war auch diesmal das Musicosophia–Seminar in Seitenstetten der Musik von Anton Bruckner gewidmet. Das Bildungshaus St. Benedikt bildet den idealen Rahmen, um den Alltag hinter sich zu lassen und sich mit dieser bedeutenden Musik eingehend zu befassen.
 
 
An diesem strahlenden Herbstwochenende erarbeitete Hubert Pausinger mit 17 Teilnehmern den 2. Satz aus der 3. Symphonie in d-Moll in der Fassung von 1888/89. Die Gruppe war mit Entdeckerfreude, großem Engagement und vor allem auch bewundernswerter Konzentration und Ausdauer dabei.
 
 
Am Samstagabend zeigte Hubert Pausinger die Unterschiede zwischen den drei verschiedenen Fassungen auf. Anhand einer Aufnahme mit dem Dirigenten Peter Jan Marthé aus dem Jahr 2005 wurden diese besonders anschaulich. Herr Marthé hatte in diesem Satz alle drei Versionen zusammenführt. Aufgrund vorangegangenen Hör-Arbeit konnten die Teilnehmer die drei Fassungen sehr gut unterscheiden. – Dieses intensive Seminar war eine große Bereicherung für alle. Wir freuen uns schon auf November 2018, wenn wir dann den ersten Satz dieser Symphonie entdecken werden.

Gertraud Pausinger


 
Einige Echos von Teilnehmern zum Seminar:

Eine Teilnehmerin aus Graz:
„Da kommen Entdeckfreude und Erkenntnislust auf!“

Peter Puxkandel, Baden bei Wien:
„Nochmals vielen Dank für das intensive Seminar. – Nach dem Bruckner Seminar „Te Deum“ im vorigen Jahr im Stift Göttweig tauchte ich nun in Seitenstetten voll in den 2. Satz von Bruckners 3. Symphonie ein. Welch ein Erlebnis! Das motorische Durchschreiten der Symphonie im Kreis öffnete gleich am Eröffnungstag alle Sinne für das Aufnehmen der Musik. Welch ein großer Unterschied war hier nach intensiver Arbeit am letzten Tag zu bemerken. Nahezu beschwingt wurde nun der Schritt von Bruckner gelenkt. Der Unterschied war überwältigend! Das Seminar hat mich wunderschön bereichert. Ich freue mich auf das nächste Seminar 2018.“

Eine Teilnehmerin aus St. Florian:
„Anton Buckner zieht den Hut vor Ihnen und Ihrem großartigen Seminar. Danke!“

Eine Musikmeditation mit Beethoven

 
Zu seinem 10. Jubiläum in Nütschau hatte Manfred Lellek ein großes Stück Beethoven für das Seminar gewählt: den 1. Satz des 4. Klavierkonzerts. Ein Werk von 20 Minuten, das nicht nur komplex ist, sondern auch wegen großer Klavierläufe nicht einfach zu fassen ist.
 
Um die Teilnehmer, unter denen neue waren, nicht zu überfordern, hatte Manfred Lellek uns am ersten Nachmittag nur die Exposition hören lassen, die wir dann bis zur Melorhythmie gearbeitet hatten. Erst gegen Ende dieser Einheit – nach intensiver Arbeit der Gruppe – wurde der ganze Satz zu Gehör gebracht. Unser Eindruck war, obwohl uns ja inzwischen die Exposition vertraut war, dass noch einiges an Konzentration und Anstrengung vor uns lag. Ein Hören des gesamten Satzes zu Beginn des Nachmittags hätte uns vielleicht den Mut genommen. Schon am nächsten Morgen mit der 2. Exposition entdeckten wir, dass die Musik viele kleine zarte Lichtblicke in sich birgt; immer wieder tauchten sie während des ganzen Satzes unverhofft für einen Moment auf.
 

Obwohl die Gruppe klein war, entstand eine gute Zusammenarbeit. Jeder hatte seine Eindrücke und musikalischen Erfahrungen beigetragen. Dank der guten und engagierten Führung von Manfred Lellek durch den ersten Satz hat er uns die Musik verständlich gemacht und nahe gebracht. Auch die neuen Teilnehmer konnten sich zurechtfinden und wurden von der Musik erfüllt. Hierbei half sehr die oft ausgeführte Melorhythmie, die bei uns zu tieferen musikalischen Erlebnissen führte.

In bewährter Weise hörten wir zu Beginn einer jeden Einheit ein zweites Musikstück, dass Quartett aus Fidelio. Diese Art der Ouvertüre lässt die Gruppe zur Ruhe kommen und öffnet sie für die Musik.  

Ebenso fruchtbar ist die kurze Abendeinheit im Schweigen mit einem kleinen Musikstück, die wie ein tiefes Durchatmen und In-sich-gehen jeden Tag abschloss.

Kerstin Kreft

DIE KLANGWELT ANTONS BRUCKNERS

 
Wenn ich nach dem Seminar einen Abschlussbericht verfasse, empfinde ich jeweils ein leises Gefühl der Wehmut, weil das Seminar vorbei ist. Umgekehrt bietet mir das Schreiben jedoch die Möglichkeit, das Erlebte zu erinnern und zu verinnerlichen.

Abschied nehmen hat immer auch einen Anteil „Endgültiges“, Abschied nehmen ist immer auch ein wenig sterben. „Alles Morgen ist verhangen“ schreibt Lorenzo, il Magnifico, in einem Gedicht.

Das Seminar

Acht Teilnehmende beschäftigen sich während anderthalb Tagen intensiv mit der „Klangwelt von Anton Bruckner“. Das Fazit des Seminars vorausgenommen heisst: Die Musik Anton Bruckners ist nicht ohne viel „Einsatz zu haben“, aber wer den Einsatz erbringt, wird durch ihre Tiefe und ihren Reichtum für jede Anstrengung vollauf entschädigt.

Samstagvormittag

Das Seminar beginnt mit der Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner, ein Musikstück von rund drei Minuten Dauer. Bruckner komponiert die vierstimmige Motette im Jahre 1869 für die Einweihung der Votivkapelle des neuen Doms in Linz.

Der Text der Motette beruht auf einer Bibelstelle aus dem Buche Genesis, die von der Reise Jakobs von Beerscheba nach Haran zu seinem Onkel Laban berichtet. Wie es Nacht wird, sucht er einen Stein und legt sein Haupt darauf, um zu schlafen. In der Nacht hat er den berühmten Traum von der „Himmelsleiter“, auf der Engel auf- und herniedersteigen. Und wie er aufwacht, spricht er: „Quam terribilis est locus iste“, wie „schrecklich ist dieser Ort“. Darauf nimmt er den Stein, auf dem er geschlafen hat, setzt ihn als Gedenkstein und nennt den Ort Bet-El, Gotteshaus.

Der Text am Anfang wird gekürzt und am Ende ergänzt und lautet bei Bruckner: „Locus iste a deo factus est inaestimabile sacramentum irreprehensibilis est“. Dies bedeutet auf Deutsch „Dieser Ort ist von Gott geschaffen, ein unschätzbares Geheimnis, kein Fehl ist an ihm“. Bruckner schafft daraus ein schlichtes, ergreifendes Stück Musik, das heute besonders bei Kirchweihfesten oft aufgeführt wird.

Wegen der Kürze und der Schlichtheit des Stücks eignete sich das Werk gut für einen Eintritt in die „Klangwelt Bruckners“ und konnte von uns Teilnehmenden während der Vormittagsstunden erfasst und auch melorhythmisch eingeübt werden.

Samstagnachmittag

Der Nachmittag wird zur harten Herausforderung; wir beschäftigen uns mit dem 1. Satz der 4. Symphonie von Anton Bruckner. Schon allein die Dauer des Stücks mit 17 Minuten stellt einen grossen Anspruch an das bewusste Hören. Wie es anschliessend darum geht, den Satz zu erarbeiten, kostet dies viel Konzentration und Zeit; durch Renate Schwabs kluge Führung entdecken wir schliesslich als Gliederungsstruktur eine Art „Sonatensatz“: Eine Exposition mit drei Themen; nach einer „Transition“ die Durchführung und abschliessend die Reprise mit einer Coda


Die eingescannte „bildliche Umsetzung“ der Übersicht der Exposition zeigt augenfällig wie komplex und vielschichtig Anton Bruckners „Klangwelt“ ist.

Dr. Robert Walpen

Die Gründungsversammlung des Vereins musicosophia austria


 
v. li. stehend: Knut u. Hannelore Klaner, Gerlinde Eichinger, Anita Stollnberger,
Elfriede Eisenbeiss, Dr. Maria u. DI Toni Buchgeher.
v. li. sitzend: Hubert u. Gertraud Pausinger, Dr. Peter Kien
 

Am Nachmittag des 9. Septembers kamen wie erwartet zehn Mitglieder des österreichischen Musicosophia-Vereins zur Gründungsversammlung nach Eidenberg / Linz. Das Wetter war mild und sonnig und unsere Freunde heiter gestimmt: Ideale Voraussetzungen für eine Gründungsveranstaltung.

Bei der Begrüßung sprach ich, Hubert Pausinger, unseren besonderen Dank an Maria und Toni Buchgeher aus, die einen entscheidenden Beitrag und enormen Einsatz zur Gründung der Musicosophia in Österreich geleistet haben.

In den ersten Tagesordnungspunkten kamen Zweck und Aufgabe unseres neuen Vereins zur Sprache sowie die Details der Finanzierung. Diese steht auf einer soliden Basis. Das ist vor allem einigen deutschen Freunden zu verdanken, die mit ihren zum Teil sehr großzügigen Spenden unserem Projekt eine Starthilfe geben wollten. Ihnen gilt unser ganz besonderer Dank! – Dem Musicosophia-Verein Österreich fließen zusätzlich zu den Spenden auch sämtliche Einnahmen aus dem Seminarbetrieb zu. Dadurch wird es möglich, dass wir, Gertraud und Hubert Pausinger, ab Januar 2018 zu einem Nettogehalt von 500,- € monatlich eine Anstellung beim Verein erhalten. Damit ist unsere Kranken- und Sozialversicherung gesichert, und wir können unsere volle Arbeitskraft in den Dienst von Musicosophia stellen. Das ist für uns eine große Beruhigung und wir danken allen ganz herzlich, die mit Ihren Spenden das möglich gemacht haben.

Der Vorstand des neugegründeten Vereins wurde einstimmig gewählt und setzt sich wie folgt zusammen: Hubert Pausinger (Obmann), Gertraud Pausinger (Kassierin), Dr. Peter Kien (Schriftführer). Die ebenso einstimmig gewählten Rechnungsprüfer sind Anita Stollnberger und Knut Klaner. Im Weitern wurde in dieser Gründungsversammlung beschlossen, dass Gertraud und Hubert Pausinger beim Verein angestellt werden, dass der Verein für einen Miet- und Betriebskostenzuschuss aufkommt und dass im gegebenen Fall beim zuständigen Finanzamt die volle Gemeinnützigkeit beantragt wird. Schließlich einigte man sich noch auf folgende Mitgliedsbeiträge: Jahresbeitrag für eine Person 50,- €, für Paare 75,- € und für Jugendliche unter 25 Jahren 25,- €. Der im Vergleich zum deutschen Verein niedrige Mitgliedsbeitrag begründet sich damit, dass den österreichischen Freunden bei den meisten Seminaren keine Vergünstigungen möglich sind.
 
Nach dem formellen Teil der Generalversammlung ging es in die wohlverdiente Pause. Nach guter österreichischer Art wurden Kaffee mit Schlagobers (=Sahne), mitgebrachter Kuchen und Köstlichkeiten aller Art angeboten. Mit einem Glas Sekt stießen wir noch auf dieses freudige Ereignis an und alle Teilnehmer wünschten „musicosophia austria“ einen guten Start! Als Dank und Würdigung an die Musik, beschlossen wir diesen besonderen Tag mit einer Musikmeditation mit dem Lied „An die Musik“ von Franz Schubert in der Fassung für Klavier und Cello.
 
Hubert Pausinger

Das erste Musicosophia-Seminar im Freiburger „Waldhof“

Der „Waldhof“ ist ein Bildungshaus mit viel Atmosphäre unter unkomplizierter familiärer Führung, ein Glücksfall nicht nur für Musicosophia. Der Leiter des Hauses betreut die Kurse mit viel Herz und Heiterkeit. Für diesen Start hatten er und ich Musik von Beethoven gewählt, denn dieser Name versprach auf gute Resonanz zu stoßen. So konnten wir denn auch 13 sehr aufgeschlossene Teilnehmende begrüßen, die mit großer Aufmerksamkeit das Geschehen in der Musik verfolgten und sich engagiert zu Wort meldeten.

Wir hörten den zweiten Satz der fünften Symphonie, in der sich außerordentliche Wandlungen abspielen. Diese zu entdecken und mit zu vollziehen war für die Hörerinnen und Hörer – allesamt Neulinge bei Musicosophia – ein beeindruckendes Erlebnis. Zwei Herren waren extra wegen dieses Komponisten gekommen. Der eine hatte den Tag von seiner Frau zum Geburtstag geschenkt bekommen und erklärte strahlend, dass er sich vom ersten Ton an zu Hause gefühlt hätte. Diese Musik hat die Menschen tief erreicht, und sie waren dankbar für das reiche musikalische Erleben.

Carola Zenetti

EINE BEGEGNUNG MIT DER MUSIK VON HEINRICH SCHÜTZ


 

Die Teilnahme am Seminar

Als meine Frau und ich im Frühling 2013 die Organisation der Musicosophia-Seminare in Zürich übernahmen, setzten wir uns zum Ziel, wenn immer möglich, nie ein Seminar absagen zu müssen.
Das ist uns bisher gelungen, diesmal aber lag das Scheitern nahe, ganze sieben Personen meldeten sich für das Seminar an. Viele von denen, die bisher teilnahmen, mussten sich mit einleuchtenden Gründen abmelden und am Vortag der Durchführung erkrankte zudem eine Person.
In Absprache mit Renate Schwab entschieden wir uns trotzdem für die Durchführung, beschränkten allerdings das Seminar auf den Samstag, um damit die Kosten zu senken. Die Befürchtung, dass die kleine Zahl der Teilnehmenden sich auf die Qualität der Diskussion zur Musik negativ auswirken könnte, bewahrheitete sich jedoch nicht. Auch wenn nur wenige am Seminar teilgenommen haben, für sie bleibt das Seminar eine beglückende und bereichernde Erinnerung.
Die Suche nach Interessierten ist eine Tätigkeit, bei der Aufwand und Erfolg nicht „immer“ in einem guten Verhältnis stehen. Trotz Dutzenden von aufgehängten Plakaten und zahlreichen persönlich zugestellten Einladungsschreiben mit beigelegten Flyern ist Zürich ein „hartes Pflaster“ für diese Art von Seminaren. Die Unterstützung der Teilnehmenden mit persönlicher „Werbung“ könnte sehr hilfreich sein.

Die Person des Heinrich Schütz

Heinrich Schütz (1585 – 1672) gilt als der bedeutendste deutsche Komponist des Frühbarocks. Zunächst wird er zum Organisten ausgebildet; er absolviert dank eines Stipendiums des Landgrafen von Hessen-Kassel ein dreijähriges Studium bei Giovanni Gabrieli in Venedig. Nach Kassel zurückgekehrt, beruft ihn Landgraf Moritz zum zweiten Organisten. Einige Jahre später tritt er in den Dienst des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. in Dresden und wird später Kapellmeister am sächsischen Hof, eine Funktion, die er bis zu seinem Lebensende innehat.
In seiner Frühzeit komponiert Schütz Madrigale in italienischer Sprache, dann vor allem geistliche Vokalmusik zu lateinischen, besonders aber zu deutschen Texten. Seine Musik ist bestimmt für die Hofgottesdienste, aber auch zu höfischer Unterhaltung und Repräsentation. Als seine dienstliche Hauptaufgabe sieht er die Bereitstellung von Musik zu aussergewöhnlichen Anlässen wie grossen Hoffesten oder politischen Ereignissen.
Im hohen Alter von 87 Jahren stirbt Heinrich Schütz und wird in der Dresdner Frauenkirche beigesetzt. Mit ihrem Abriss 1727 geht allerdings seine Grabstätte verloren; nur ein im Kirchenboden eingelassenes Gedenkband in der heutigen Frauenkirche erinnert an diesen ersten deutschen Musiker von europäischem Rang. (Geschrieben unter Zuhilfenahme von https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Sch%C3%BCtz).

Das Seminar

Aus dem umfangreichen Werk von Heinrich Schütz werden im Seminar allerdings „nur“ drei Ausschnitte vertieft bearbeitet und zwei längere angehört. Frau Renate Schwab erzählt, dass sie in ihrer Jugendzeit Mühe mit der Musik von Heinrich Schütz gehabt habe, vor allem mit den immer wieder wiederholten Psalmenvertonungen. In der Vorbereitung für das Seminar setzt sie sich nun wieder und vertieft mit seiner Musik auseinander und findet einen neuen Zugang zu ihr.

Eingangs spielt Renate Schwab dem Seminar die nur 3 Minuten und 39 Sekunden dauernde Motette „Herr, wenn ich nur Dich habe“ vor. Wegen ihrer Kürze und den noch kürzeren musikalischen Abschnitten kann das Stück von den Teilnehmenden nach mehrfachem Hören „begriffen“ und verinnerlicht werden. Beim nächsten Stück, der Motette „Also hat Gott die Welt geliebt“, (SWV 379), ist das Erfassen und Strukturieren um vieles anforderungsreicher, auch wenn es nur unwesentlich länger ist (4 Minuten, 21 Sekunden). Der Text wird von zwei Chören zu je vier Stimmen vorgetragen, die Melodien sind polyphon so meisterhaft ineinander verwoben, dass sich das Auseinanderhalten und später das Aufzeichnen der Melodielinien als schwierige Aufgabe erweist.

Diese Motette ist vergleichbar einem farbig gewobenen Teppich, der zwar keine klare Musterung erkennen lässt, dessen farbliche Komposition aber stimmig und beeindruckend bleibt.
Anschliessend beschäftigen sich die Teilnehmenden mit einer ganz andern Art „Schützscher Musik“, den „Musikalischen Exequien“, (op. 7, SWV 279 – 281). Das fast eine halbe Stunde dauernde „Concert in Form einer Teutschen Begräbnis-Missa“ beruht auf Bibeltexten und andern Texten. Diese hat Schütz selber ausgesucht und zusammengestellt, z. B. „Ach, wie elend ist unser Zeit allhier auf dieser Erden, gar bald der Mensch darnieder leit, wir müssen alle sterben, allhier in diesem Jammertal ist Müh und Arbeit überall, auch wenn dirs wohl gelinget.“

Besonders berührend ist die abschliessende Beschäftigung mit der Motette zum Psalmtext 23: „Der Herr ist mein Hirt.“ Heinrich Schütz, der etwa hundert Jahre nach Martin Luther im Ursprungsgebiet der Reformation lebt, muss vom Text des Psalms tief betroffen gewesen sein, um eine so berührende Musik zu schreiben. Es ist anzunehmen, dass ihn vor allem die geniale Übersetzung des Psalms durch Martin Luther überzeugt hat. Ein Vergleich des Luthertextes mit einem Ausschnitt aus der „Zeinerbibel“ um 1475 macht augenfällig, welche Kraft die Übersetzung Martin Luthers hat: „Der Herr ist mein Hirte, / Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auff einer grünen Awen / Und füeret mich zum frisschen Wasser.“ In der Zeinerbibel klingt der gleiche Ausschnitt recht hölzern und auch schwer verständlich: „Der herr regieret mich, und mir gebrist nichts: und an der stat der weyd da satzt er mich. Er hat mich gefüeret auff dem wasser der widerbringung, er bekert mein sel.“

Zum Schluss wollen wir die Gelegenheit ergreifen, allen Leserinnen und Lesern dieses Beitrags eine sonnige Frühlingszeit und frohe Ostern zu wünschen.
Irmgard und Dr. Robert Walpen

„Meditation der Wandlungen“

Neue Hörerinnen und Hörer, sowie solche, die schon lange mit Musicosophia verbunden sind, hatten sich am Karfreitagabend zum Seminar mit dem Thema „Meditation der Wandlungen“ mit Musik von Ludwig van Beethoven eingefunden. Nach der Begrüßung der Gäste durch Gebhard von Gültlingen leitete Carola Zenetti zum ersten Musikstück dieses Wochenendes über. Für den Einstieg hatte sie sich die ersten Abschnitte des Andante con moto aus dem Streichquartett op. 18 Nr. 3 in D-Dur vorgenommen. Es weist verschiedene Verwandlungen des A-Themas auf, deren erste bereits an diesem Abend entdeckt und erfahren wurde.

Am Karsamstagmorgen führte Gebhard von Gültlingen die Gruppe durch den zweiten Satz des 5. Klavierkonzertes und ließ die feinsinnige Beziehung zwischen Soloinstrument und Orchester und deren Verwandlung hörbar werden. Der Nachmittag brachte Fortsetzung und Schluss des Streichquartettsatzes. Mit großer Achtsamkeit verfolgte die Gruppe die weitere Entwicklung des Hauptthemas und beobachtete, wie zuletzt auch die inneren Zusammenhänge immer klarer hervortraten und das Ende der Verwandlungen erreicht wurde. Gebhard von Gültlingen griff am Ostersonntag das Klavierkonzert wieder auf und machte das Entwicklungsgeschehen im zweiten Satz weiter deutlich, so dass sich der daraus hervorgehende letzte Satz in seiner Fulminanz anschließen konnte, eine Musik der Auferstehung.


Alle Teilnehmenden zeigten sich beeindruckt von Beethovens Kunst musikalischer Verwandlungen. Dazwischen gaben Pausen Gelegenheit, die musikalischen Prozesse nachklingen zu lassen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Carola Zenetti
 
 

Eine Musikmeditation mit Mozart im Kloster Nütschau 2017


 
Bereits im 9. Jahr leitet Manfred Lellek die Musicosophia-Seminare in Nütschau. Wie jedes Frühjahr war das Seminar auch in diesem Mozart gewidmet, und wir wurden von Mozart wieder reich beschenkt. Die Gruppe war diesmal nicht so groß wie gewohnt, doch entstand – obwohl sie überwiegend aus neuen Teilnehmern bestand – eine gute und fruchtbare Arbeitsatmosphäre.

Zu Beginn der Seminareinheiten fanden wir mit dem ‘Ave verum corpus’ zur Besinnung und Sammlung. Die Motette bereitete den Boden für die musikalische Arbeit an den beiden Hauptwerken des Seminars, den langsamen Sätzen aus der Sinfonia concertante Es-Dur und der Klavier-Sonate Nr. 18. Als Neuheit in Nütschau hat Manfred Lellek das Gehen zur Musik – hier jeweils zu einem Thema – eingeführt, das ich schon aus den Musikmeditationen in St. Peter kenne. In den meisten Fällen machte ich die Erfahrung, dass ich durch das Schreiten und genaue Lauschen auf die Bewegung der Musik diese bewusster wahrnehme. So näherten wir uns der Musik in mehreren Schritten, nahmen sie in uns auf, um ihr dann in der Melorhythmie (musikalische Gebärde) Ausdruck zu verleihen. Zwischendurch gab es immer wieder Zeiten der Stille, in der die wunderbaren Töne Mozarts nachklingen konnten, was von den Teilnehmern als wohltuend und bereichernd erfahren wurde. Eine kleine Abendeinheit ganz im Schweigen beendete die Tage.

So gingen wir erfüllt von der Musik Mozarts nach Hause. Zum guten Gelingen des Seminars trug auch der besondere Ort des Klosters Nütschaus bei, in dem wir uns willkommen und angenommen fühlten.

Kerstin Kreft

George Balan feiert seinen 88. Geburtstag


 
George Balan wollte seinen 88. Geburtstag auf eine besondere, ihm entsprechende Weise begehen: Mit einem Seminar über Musik und das Altern. Das Interesse für die Veranstaltung war erwartungsgemäß sehr groß. Die Organisatoren der Musicosophia-Schule fühlten sich daher veranlasst, schon im Vorfeld die Anzahl der Seminarplätze auf 50 zu begrenzen. Tatsächlich waren die meisten schon kurz nach Aussendung der Einladungen vergeben, und es dauerte nicht lange bis viele Interessenten sogar auf einer Warteliste standen. George Balans Ausstrahlung entsprechend kamen Freunde aus allen Ländern, in denen die Musicosophia tätig ist. Sogar aus México und Kolumbien waren Verehrer und Verehrerinnen des hochgeschätzten Maestro Balan angereist.

Der Jubilar selbst schonte sich nicht, und mit einem Mammutprogramm von Vorträgen, zahlreichen Videobeispielen und musikalischen Einlagen – diese bestritt Gebhard von Gültlingen – versuchte er das Thema „Der Musiker, der Hörer und die Herausforderungen des Alterns“ in Szene zu setzen. Zu erwähnen ist, dass der Text seiner fünf Vorträge in drei Sprachen (deutsch, spanisch, italienisch) abgefasst war. Natürlich sprangen ihm Freunde für die schriftlichen Übersetzungen bei (für das Spanische Pilar López Novales, für das Italienische Davide Arzenton), doch beteiligte er sich auch an diesen wesentlich und übernahm – so wie man es von ihm seit jeher gewohnt war – die volle inhaltliche Verantwortung. Die Beiträge, die Balan im freien Vortrag brachte, wurden mit bemerkenswertem Einsatz von Gebhard von Gültlingen simultan übersetzt.

Schon sein Auftritt am Freitagabend überraschte: Da stand kein achtundachtzigjähriger schwacher Greis am Pult, sondern ein von Energie sprühender Vortragender. Alle Bedenken, ob George Balan die Strapazen seines intensiven Programms auch durchhalten könne, waren spätestens am Samstag vollständig zerstreut: Er gestaltete selbst noch die Abendeinheit, ohne irgendwelche Anzeichen von Erschöpfung zu zeigen. Und am Sonntagmorgen konnte der Altmeister sein Seminar genauso beenden wie er es vorgehabt hatte: Ganz unspektakulär erklärte er, dass dies sein letzter öffentlicher Auftritt gewesen sei.

Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von der enormen geistigen Leistung, manche waren aber etwas ratlos, weil ihnen der Jubilar keine Gelegenheit gegeben hatte, ihm zu seinem Festtag zu gratulieren. – Ob das auch zu Balans Arrangierungen gehörte, ließ sich nicht ermitteln. Fest steht, dass nach dem Seminar noch viele Gratulationen per E-Mail und per Brief ankamen, und der Jubilar zufrieden und rüstig in sein neunundachtzigstes Lebensjahr geht.

Hubert Pausinger
 

Bildungshaus Schloss Puchberg 2017


 
 
Vom 27. Jänner (Mozarts Geburtstag) bis 29. Jänner 2017 fand im Bildungshaus Puchberg bei Wels in Österreich das Musicosophia Hör-Seminar „W.A. Mozart: Die musikalische Botschaft seiner Zauberflöte“ statt. Hubert Pausinger führte eine Gruppe von 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf einer Reise durch die Landschaft der musikalischen Kräfte dieser einzigartigen Oper.
 
 
 

Im Zusammenspiel mit Gertraud Pausingers Unterstützung kam es zu sehr bewegenden Erfahrungen. Die durchgehend sehr positive Resonanz führte dazu, dass ein weiteres Seminar von Musicosophia im Rahmen der Angebote des Bildungshauses Puchberg bereits für Mai 2018 vereinbart wurde.
 
 
 
 
 
Als Nachtrag veröffentlichen wir hier den Brief einer Teilnehmerin:
“Ja es war ein unbeschreibliches Wochenende. Die Musik übt noch immer seinen Reiz auf mich aus. Mittlerweile gehe ich schon mit ihr schlafen oder Auto fahren. Ich habe sehr vieles mitgeschrieben und erfreue mich an den Zeilen, bzw. kann erst jetzt verstehen, was gemeint war. Ich hatte keine Ahnung, was mich an diesem Kurs erwartet, bin noch immer sehr erfüllt.”

Eva Maria Selinger
 

Mit Musik ins Neue Jahr


 
Unsere Sonderseminare zum Jahreswechsel haben im Haus Maria Lindenberg schon eine lange Tradition. Teilnehmer aus Italien, den Niederlanden und allen Teilen Deutschlands waren angereist, um im Haus Maria Lindenberg das Neue Jahr verinnerlicht und in musikalischer Atmosphäre zu erleben.
 
Das Thema „Hymnen an die Nacht“ war als musikalische Hommage an Novalis‘ großen Gedichtzyklus gedacht. Nach der Begrüßung führte Gebhard von Gültlingen zuerst in das Thema und die damit verbundenen mystischen Traditionen ein. Im Anschluss begann er die Hör-Arbeit mit dem Cis-Moll Nocturne von Frédéric Chopin.
 
Es ist eines von Chopins letzten Werke und von zarter, geheimnisvoller Ausstrahlung. Damit war auch die Richtung angedeutet, wohin uns die musikalische Reise an diesem Wochenende führen sollte.
 
Schuberts langsamer Satz aus dem Es-Dur-Trio (D 929, op. 100) – vorgestellt von Carola Zenetti – fügte sich nahtlos an Chopins Nocturne und verdichtete noch einmal die dunkel- unergründliche Atmosphäre.
 
Für den Übergang in das Neue Jahr wählte ich die Ouvertüre aus Haydns „Die Schöpfung“. (Hob. XXI: 2). Sie erschien mir als Symbol für die „Nacht aller Nächte“ die am besten geeignete Musik. „Die Vorstellung des Chaos“ zeigte, dass sie, einer geheimnisvollen inneren Gesetzmäßigkeit gehorchend, hin zum Licht strebt. Diesen „Licht-Gedanken“ nahm Gebhard von Gültlingen am Neujahrstag auf und beschloss das Seminar mit einem wahren musikalischen Feuerwerk: mit dem 1. Satz aus Mozarts Sonate in D-Dur für zwei Klaviere K 448.
 
 

 
Wie hätte man das Neue Jahr fröhlicher begrüßen können? – Das Lächeln der Teilnehmer war der beste Beweis dafür. – Und wir – das Musicosophia-Team – freuen uns schon auf die vielen neuen musikalischen Begegnungen in diesem Neuen Jahr!

(Español) ENCUENTRO NACIONAL 28 al 31 Octubre 2016

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Eine Musikmeditation mit Bach im Kloster Nütschau

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Eine Musikmeditation im Kloster Nütschau, hier oben in Schleswig-Holstein, das ist für mich immer ein besonderes Ereignis. Zum 8. Mal durfte ich hier ein Seminar gestalten; diesmal mit Musik von J. S. Bach und einer Gruppe von 19 Teilnehmerinnen und 5 Teilnehmern.

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Wir begannen mit dem langsamen Satz aus dem Klavierkonzert BWV 1056. Diese Musik ist so einfach, dass man mit ihr gut in die Grundlagen von Musicosophia einführen kann, und sie ist gleichzeitig so tief und reich, dass alle die Wirkung unserer Methode bald erspüren konnten.
 
Abends trafen wir uns erneut für eine halbe Stunde zu „Bist du bei mir“, und mit einer einfachen, sehr reduzierten Melorhythmie erlebten wir die emotionale Kraft dieses Liedes.
 
 
 
k-Nütschau5Was sind „Spezereien“? Das hatten wir schnell geklärt und konnten uns am Dienstag ganz auf die Musik der Sopranarie „Seele, deine Spezereien“ konzentrieren.
Den ganzen Tag die Sopranstimme zu hören, das fiel nicht allen leicht, aber ich hoffe, dass die große innere Schönheit dieser Musik sich allen erschlossen hat. Insbesondere den besonders innigen und zarten Mittelteil dieser Arie zu vermitteln, war mit wichtig.
 
 
DoppelkonzertFür den Mittwochvormittag, dem letzten Seminarabschnitt hatte ich den 2. Satz aus dem Konzert für 2 Violinen vorbereitet. Natürlich war die Zeit viel zu kurz, um dieses Wunderwerk gründlich zu studieren, aber es ging auch anders: Tauchten da nicht immer wieder die gleichen musikalischen Muster auf? Wir konnten jeder dieser Melodien ein Symbol zuordnen. Es waren nur 6 verschiedene, und als wir sie alle aufgezeichnet hatten, sahen wir vor uns eine „Landkarte“ der Musik, die uns die klare Ordnung dieses Satzes augenfällig machte. Auch eine schlichte Melorhythmie war bald gefunden, so dass wir auch mit den Händen dieses feine Gebilde nachgestalten konnten.

Es war ein beglückender Abschluss, und ich freue mich auf ein Wiedersehen im April zur Musik von Mozart.

Manfred Lellek

Mit Musik von Anton Bruckner in Seitenstetten

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.Ein Kreis von über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatte sich vom 18. – 20. November 2016 zusammengefunden, um im herbstlichen Ambiente des niederösterreichischen Mostviertels in Seitenstetten, am Bildungszentrum St. Benedikt, das Werk von Anton Bruckner verstehen zu lernen.
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P1020395-AHubert Pausinger, der das Seminar leitete, hat uns gleich mit dem mutigen direkten Einstieg in den ersten Satz der gewaltigen 6. Symphonie von Bruckner überrascht. Gleichzeitig kam jedoch auch das Versprechen, uns Orientierungshilfen für die oft verwirrend erlebte Komplexität in den Symphonien Bruckners zu geben. So war z.B. der Hinweis auf den unterschiedlichen Formcharakter des A-Themas („kristalline Form“) und des B-Themas („flüssige Form“) ein Schlüsselerlebnis.
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Es kann nicht genug betont werden, wie einmalig dieser Zugang beim Entdecken der „archetypischen Hörbilder“ in der Musik ist. Für den Reichtum, der dadurch in den „Seelenräumen“ entsteht, können wir nur dankbar sein.
 
Peter Kien
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Musik-Meditation: Der Seele der Musik begegnen

Ich hatte lange überlegt, ob wir eine Musik-Meditation mit dem Thema „Der Seele der Musik begegnen“ überhaupt abhalten sollten. Alleine das Wort Seele ist mit so vielen Bildern, Vorstellungen, Assoziationen, Weltanschauungen verbunden, die einem meditativen Hören abträglich sind. Schließlich habe ich mich zu diesem Thema durchgerungen, da ich zur Überzeugung gekommen war, dass die Musik sehr wohl der menschlichen Seele etwas zu sagen hat. Meine Aufgabe war nur, sie sprechen zu lassen.

P1020051-AMit der Arbeit am „Largo“ aus Dvoraks Symphonie Nr. 9 bekam ich kraftvolle Unterstützung. Beim „Erwandern“ der Themen und Seelenbilder dieser Musik tasteten wir uns vorsichtig durch die verschiedenen „Seelen-Landschaften“, lernten sie unterscheiden und bekamen ein Gespür für sie. Nach und nach erlebten wir, wie jedes Thema seine ganz besondere Resonanz in uns erzeugte und allmählich wurden uns Zusammenhänge verständlich und erlebbar. In diesem Prozess zeigt es sich wieder, welch wirksames Mittel die Melorhythmie ist. Durch sie konnten wir ohne Worte Sinn und Inhalt der Musik verstehen, und zwar alle, ohne Ausnahme.

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Die Frage, ob die Musik nun eine Seele habe, ließ ich unbeantwortet, da ich sicher war, dass Dvoraks Largo die Antwort geben würde. Und am Ende der Musik-Meditation konnte ich in den Gesichtern lesen, dass tatsächlich eine jede und ein jeder seine Antwort erhalten hatte.

Beethoven in Goslar

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Das Jakobushaus im malerischen Goslar befindet sich in der wunderschönen Jugendstil-Villa Alberti. Hier hatte sich vom 14.-16. Oktober 2016 eine kleine Gruppe versammelt, die der Einladung zum Seminar mit dem Thema „Ludwig van Beethoven: Die Kraft der leisen Töne“ gefolgt war. Carola Zenetti und Manfred Lellek führten gemeinsam die Gruppe durch Beethovens Musik.

DSC02668-A Da dieser Komponist eher für seine lautstarken Werke bekannt ist, war es etwas Besonderes, sich diesem ganz anderen Aspekt seiner Musik zuzuwenden. Carola Zenetti begann am Freitagabend mit dem ersten Satz der Klaviersonate in cis-Moll op. 27 Nr. 2, der sog. „Mondscheinsonate“. Wie wenig aussagekräftig diese Zusatzbezeichnung ist wurde offenbar, als diese Musik tiefer ergründet wurde. Am Sonntagvormittag wurde die Arbeit daran zu Ende geführt. Der ganze Samstag gehörte dem zweiten Satz der Violinsonate op. 30 Nr. 2 in c-Moll. Manfred Lellek deckte sorgfältig die feinsinnig angelegten Strukturen dieser Musik auf und machte das Aufblühen ihrer Melodien erlebbar. Zum Tagesabschluss bot er „Musik in Stille“ an: Die Bagatelle Nr. 11 aus op. 119. Ganz im Schweigen fand die Vermittlung dieses Stückes statt.

Die Kraft der leisen Töne – sie wurde an diesem Wochenende eindrucksvoll spürbar. Dankbar wurde sie von den Teilnehmerinnen aufgenommen.

(Español) Joseph Haydn en el monasterio de El Cristo del Pardo de Madrid

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„Den Kräften der Klänge nachspüren“

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Musikmeditation 2_2106Musik-Meditation in der Musicosophia-Schule vom 13. bis zum 15. Mai 2016
 
Ein Bericht von Hubert Pausinger

Wenn ich eine Musik-Meditation beginne, ist es mir immer wichtig, die Erwartungen und Bedürfnisse der Teilnehmer zu erfragen und die einzelnen Schritte unserer Hör-Arbeit klar darzustellen. Jede Musik-Meditation beginnt mit Stille und einer Einstimmung. Das Allegretto aus Beethovens Symphonie Nr. 7 in A-Dur war dazu ein idealer Einstieg. Im Mitsingen überließen wir uns seinen breiten, getragenen Rhythmen und erspürten so, dass darunter noch andere Schichten verborgen liegen.

Im Verlauf unserer Meditation erlebten die Teilnehmer nach und nach durch Schreiten, Singen, Zeichnen und zuletzt durch die melorhythmische Gestaltung die verschiedenen Schichten in ihrer Ordnung und Verwandlung. Vor und nach jedem Abschnitt unserer Hör-Arbeit ist Stille, Raum zur Sammlung und zum Verinnerlichen der Musik. Eingetaucht in die Klänge, nahmen alle das Allegretto ganz wach im Fühlen, Denken und Gestalten wahr und waren in diesem Augenblick nur noch Klang, nur noch Musik.
 
Musikmeditation 2_2106b Im zweiten Teil unserer meditativen Arbeit stellte ich dem Allegretto das Presto derselben Symphonie gegenüber. Hier erlebten die Teilnehmer gänzlich andere Herausforderungen: Sie sollten erfahren, wie sie einem geballten Energiestrom standhalten können. Dabei machten sie die überraschende Entdeckung, dass die zunächst faszinierende Leichtigkeit der Klänge nur mühsam und schwer zu fassen war. Als jedoch Bewegungen und Ordnung der tanzenden Energieströme für sie verständlich wurden, begann sich diese Leichtigkeit auf die Teilnehmer zu übertragen.

An diesem Wochenende erlebten wir wieder einmal mit Dankbarkeit, welche Kräfte die Musik in uns zu stimulieren vermag, Kräfte, die manchen bis dahin noch unbekannt waren.

Anton Bruckner im Stift Göttweig

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Ein Bericht von Hubert Pausinger

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Das Stift Göttweig ist ein eindrucksvolles Benediktiner-Stift in der Nähe von Krems (in der niederösterreichischen Wachau) mit einem wundervollen Blick ins Donautal. Es ist der ideale Ort, Anton Bruckners „Te Deum“ zu hören.
 
 
 
 
Göttweig785-AWir waren, wie auch in den letzten Jahren, im geschmackvoll renovierten Bildungshaus „Sankt Altmann“ – einem Teil des Stiftsgebäudes – untergebracht.
 
Die Teilnehmer reisten aus allen Teilen Österreichs an. Sie kamen wegen des wunderschönen Ortes, wegen der Möglichkeit in Abgeschiedenheit Musik zu hören und vor allem wegen Bruckners „Te Deum“. Schon bei den ersten Tönen des gewaltigen Werks konnten wir spüren, dass es hier um etwas Bedeutendes geht, um eine Kraft, die uns aus dem Alltag herausheben und uns neue Horizonte eröffnen möchte.

Meine Absicht als Seminarleiter war, mit den Teilnehmern einige für das Gesamtverständnis wichtige Stellen zu vertiefen, und später einen Überblick über das ganze Werk zu geben. Durch die intensive Hör-Arbeit sollten natürlich auch jenen, die die Musicosophia-Methode noch nicht kannten, die tiefer liegenden Schichten des Werks erkenn- und erlebbar werden. Es war wunderbar zu sehen, wie Bruckners „Te Deum“ alle in seinen Bann zog und einen tiefen Eindruck hinterließ. – Für die Teilnehmer und auch für mich war dieses Seminar ein unvergessliches Musikerlebnis, das noch lange nachklingen wird.

Stimme eines Teilnehmers zum Seminar:

Das Hörseminar hat mir ausnehmend gut gefallen! Zur Nachbearbeitung habe ich mir das Doppelalbum Anton Bruckner „Die Entdeckung der Göttlichkeit“ zu Gemüte geführt.
Das hat das Musikerlebnis mit Bruckner sehr schön abgerundet. Ich freue mich schon auf das nächste Hörseminar 2017.
Liebe Grüße Peter Puxkandl
 
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Musicosophia an der Universität Basel

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Musicosophia an der Universität Basel

Ein Bericht von Carola Zenetti

Ein sehr aufmerksames Publikum war der Einladung der pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz ans musikwissenschaftliche Seminar der Universität Basel gefolgt. In der Veranstaltungsreihe “einfachkomplex” stellte dort Carola Zenetti mit einem kleinen Stück aus Robert Schumanns „Album für die Jugend“ am 6. April 2016 die Musicosophia-Hörmethode vor.
 
Zunächst gab sie einen Überblick über den Werdegang George Balans und berichtete über die Internationale Musicosophia-Schule.

Beim darauf folgenden Musikhören war deutlich spürbar, mit welcher Dankbarkeit und Bereitschaft die Hörerinnen und Hörer die Musicosophia-Methode aufnahmen und sich aktiv am Hörprozess beteiligten. Wie wunderbar: Keine Vorbildung ist nötig, keine Fachbegriffe, allein durch wiederholtes Hören in ein immer tieferes Verstehen kommen! Auch die Veranstalter, Musikwissenschaftler und Schulmusiker, zeigten sich beeindruckt, Musik auf diese Weise Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen näher zu bringen.

Mit einigen allgemeinen Fragen zu Musicosophia und einer Publikumsdiskussion schloss der offizielle Teil, und mit anregenden Gesprächen bei Erfrischungen und Salzgebäck – eine sympathische schweizerische Gepflogenheit, die man dort Apéro nennt – klang der Abend aus.

Nachtrag: Von dieser Veranstaltung gibt es inzwischen ein Video auf YouTube
Der Film dauert ca. 1 1/2 Stunden und gliedert sich wie folgt:

Beginn: Vortrag über George Balan und die Geschichte der Musicosophia.
0:13:35: Erläuterung der Musicosophia-Methode.
0:21:20 Musikalische Arbeit mit dem Publikum.
1:06:26 Beantwortung von Fragen.

Intensive Stunden

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Lesen Sie Berichte aus unseren Seminaren:

Osterseminar 2016 in St. Peter

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Ein Bericht von Hubert Pausinger

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Das diesjährige Oster-Seminar war der Musik von J. S. Bach gewidmet. Das Thema „Des Schlafes Bruder“ wies auf die Kantate BWV 56 mit dem gleichnamigen Choral hin und spielte gleichzeitig auf den ebenfalls gleichnamigen Roman von Robert Schneider an.
 
 
Die kleine aber sehr engagierte Teilnehmergruppe war sehr illuster zusammengesetzt. Teilnehmer aus den Niederlanden sowie aus México brachten einen Hauch von Internationalität und Exotik in unser Schwarzwalddorf.

Carola Zenetti (mit der Arie „Schlummert ein, ihr matten Augen“ aus BWV 82) und Hubert Pausinger (mit der Kantate BWV 56 „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“) führten durch das Wochenende.

Durch die musikalische Arbeit wurden die tiefen Urbilder offen gelegt, die in Bachs Kantaten verborgen liegen. Die Atmosphäre war so dicht, dass man selbst nach dem Wochenende noch die Musik Bachs im Seminarraum spüren konnte.
 
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(Español) El veintisiete de febrero en la calle Serrano

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Eine Musikmeditation mit Mozart

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Nütschau 29_Februar_2016

…im Kloster Nütschau
vom 29. Februar bis. 2. März 2016

Ein Bericht von Manfred Lellek

Wir treffen uns am Montag Nachmittag. Unser großzügiger, achteckiger Raum ist angenehm: Mit Kamin, Teppichboden und großen Fenstern. Die 12 Damen und 4 Herren gruppieren sich in einem weiten Halbkreis. Ich sitze vor ihnen, aber nicht in der Mitte, das ist mir wichtig. Im Zentrum steht die Musik, also die Lautsprecher und unsere Aufzeichnungen; ich bin nur Vermittler.

Bei mehrtägigen Veranstaltungen stelle ich stets eine kurze Musik vor jeden Seminarabschnitt; quasi als Ouvertüre. Diesmal war es der Chor „Ah gracie si rendano“ aus „La clemenza di Tito“, der zur inneren Sammlung einlud, und der mit seiner Schönheit auf unsere gemeinsame Arbeit einstimmen sollte.

Wir begannen mit dem langsamsten Abschnitt aus dem Rondo für Klavier und Orchester, KV 382. An dieser kurzen Musik lernten die Teilnehmer unsere Arbeitsweise kennen, also den kompletten musicosophischen Werkzeugkasten, mit denen wir Seminare gestalten, bis hin zur Melorhythmie.

Die Melorhythmie will geübt sein. Ich weiß, dass sie nicht immer sofort angenommen werden kann und erzähle deshalb gern von meinen eigenen Schwierigkeiten und Erfahrungen bei der ersten Begegnung damit.

Nach dem Abendessen – ebenso am folgenden Tag – lud ich zu einem „Nachklang“ ein. Einer halben Stunde im Schweigen. Für mich ist diese halbe Stunde ein Schlüssel im Seminargeschehen, denn hier kann die erste Begegnung mit der Melorhythmie vom Nachmittag auf eindringliche Weise vertieft werden. Wir hörten aus der „Zauberflöte“ den Chor „O Isis und Osiris“ und gestalteten die Musik schon nach kurzem Hören. Es geht mir hierbei um die unmittelbare Erfahrung der musikalischen Kräfte. Leicht kann man spüren, ob die Musik groß und weit wird oder ob sie verhalten ist; ob sie nach außen strebt oder ob sie sich nach innen wendet. Hier konnten wir den Reichtum der Musik mit den Händen greifen.

Für den Dienstag hatte ich den 3. Satz, das Adagio aus dem 17. Streichquartett, KV458 gewählt. Eine Musik, die nicht so unmittelbar anspricht wie das Rondo, die aber tiefe, schöne Melodien in sich trägt und einfach aufgebaut ist. A, B, dann Wiederholung mit kleinen Veränderungen plus Coda. Am Vormittag hatten wir uns die erste Hälfte der Musik erschlossen, und damit schon fast alles. So vorbereitet, konnten wir am Nachmittag in „die Tiefe gehen“.

Der Nachmittag begann mit einer anregenden Gesprächsrunde. So etwas kann man nicht planen, es muss entstehen. Diese halbe Stunde mit Fragen, Erläuterungen und Plaudereien verband uns – man darf es so sagen – auf musikalische Weise und wurde zur geistigen Vorbereitung für die weitere Arbeit an dem Streichquartettsatz. Wir kannten die Musik ja schon recht gut, doch da war noch diese Stelle gegen Schluss, die so rasch vorübergeht und so leicht zu überhören ist, und die doch den lichten Höhepunkt dieses Satzes darstellt. Wir arbeiteten diese Stelle sorgsam heraus und gestalteten sie wiederholt mit den Händen. Zunächst nur diesen Ausschnitt, dann im Zusammenhang des ganzen Satzes. Die tiefe Erfahrung, die wir dabei machten, ist nicht zu beschreiben. Für mich war dieser Nachmittag ein ganz besonderes Erlebnis, und ich bin der Gruppe dankbar dafür, dass sie diesen Weg mit mir gegangen ist.

Abends folgte erneut eine halbe Stunde im Schweigen. Was sollte nach diesem langen, intensiven, ja auch anstrengenden Tag noch kommen? Kindermusik! Nein, das nicht, aber das entzückende Trio aus dem Menuett des Streichquartetts Nr. 15 ist kinderleicht und erschließt sich sofort. Es wirkt innerhalb des etwas derben Menuetts wie ein geschliffener Edelstein in einer robusten Fassung. Beim Anhören und Gestalten dieser Musik gibt es auch um 20 Uhr keine Müdigkeit – nur ein inneres Strahlen.

Der letzte Seminarabschnitt: Die Koffer sind gepackt und die Zimmer sind geräumt; ja vielleicht stellt sich auch schon Erschöpfung ein. Aber da ist ja noch unser Rondo vom ersten Tag mit seinem schwungvollen, heiteren Thema. Diese vitale Musik trägt uns über den Vormittag. Wir betrachten noch einmal den Aufbau, vertiefen unser Hören durch wiederholte Melorhythmie und erleben den energischen Schluss.
Dieser hat einen ganz anderen Charakter als der des Adagios. Hier die strahlend nach außen gerichtete Kraft, dort das nach innen gewandte Fragen. Beides haben wir in diesen Tagen erlebt und beides hat uns berührt.

In der Abschlussrunde saßen wir noch schweigend zusammen und tauschten schließlich unsere Erfahrungen aus. Ach ja, der Kursleiter bekam noch eine CD aus dem Klosterladen geschenkt. Das war ganz rührend! Danke dafür! Danke für alles! Da bleibt nur noch zu sagen: Auf Wiedersehen im Oktober mit Musik von J. S. Bach.

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Musik als Kraftquelle

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Ein Hör-Seminar im Schloss Weinberg
mit Musik von W. A. Mozart
vom 19. – 21.Juni 2015

Ein Bericht von Gertraud Pausinger

Erstmals fand in dem wunderschönen Bildungshaus Schloss Weinberg im österreichischen Mühlviertel, ein Musicosophia Hör-Seminar statt. „Musik als Kraftquelle“, so das Motto, war ganz der Musik W. A. Mozarts gewidmet.
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Weinberg1Obwohl es diese Tage fast ohne Unterlass regnete, fühlten sich die Musikfreunde in dem alten Gemäuer sehr wohl.
Die geheimnisvolle Atmosphäre des Schlosses, das heimelige runde Turmzimmer als Seminarraum, die verträumte Landschaft rund um das Schloss, und vor allem die bezaubernde Wirkung der Musik Mozarts, ließen sie das Wetter vergessen und trugen dazu bei, den Alltag hinter sich zu lassen und sich ganz auf die Musik Mozarts einzustimmen.

Weinberg3Hubert Pausinger erarbeitete am Freitagabend zur Einstimmung das Menuett aus der Symphonie Nr. 6 in F-Dur KV 45. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Larghetto aus dem Klavierkonzert Nr. 26 KV 537.
Am Samstagabend führte der Seminarleiter mit vielen Musikbeispielen und interessanten Erläuterungen durch die „Zauberflöte“. Man kann immer wieder lesen, wie große Persönlichkeiten von Mozarts später Oper in schweren Zeiten Trost erhalten haben. Das Zitat: „Wir wandeln durch des Tones Macht, froh durch des Todes düst‘re Nacht“ ist schon ein beredter Hinweis für die Macht der Musik, von der jedoch letztlich nur die Töne selbst wirklich überzeugend sprechen können.
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Die Arbeit am Sonntag mit dem „Laudate Dominum“ aus der „Vesperae solennes de confessore“ (KV 339) ließ die Teilnehmer noch andere Qualitäten der musikalischen Kraft erleben, die dann durch melorhythmische Gestaltung noch um vieles intensiver erfahren wurden. Die Hör-Arbeit an Mozarts Musik bereitete allen Teilnehmer sichtlich viel Freude. – Und ist Freude nicht die beste Kraftquelle, die unseren Alltag zu verzaubern vermag?

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Ave verum

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Haus aja textorMusikhören im Altenheim
Ein Bericht von Hannelore Hobbiebrunken

Es gibt Menschen, alte Menschen, die sind orientierungslos. Sie wissen nicht wo sie sich befinden, nicht die Uhrzeit und manche von ihnen erkennen nicht einmal mehr ihre Angehörigen. In einem solchen Pflegeheim bin ich tätig und versuche, diesen Menschen auf irgendeine Weise einen Halt zu geben, unter anderem mit Musik.
Es ist Karfreitag. Fünfzehn altersverwirrt veränderte Menschen sitzen in der sogenannten „Gut Stubb“ in unserem Pflegebereich. Die meisten von ihnen haben die Augen geschlossen, es sieht so aus als schliefen sie. Ich lege eine CD auf, – das „Ave verum corpus“ von Mozart.

Gleich zu Beginn der Musik richtet sich Frau W. aus ihrer versunkenen Haltung in ihrem Rollstuhl auf, es geht ein erkennendes Lächeln über ihr Gesicht, ihr rechter Zeigefinger erhebt sich und Hand, Arm und ganzer Oberkörper bewegen sich in einem Auf und Ab harmonisch zur Melodie. Nie hatten wir das vorher zusammen getan. Ich gebe mein Erstaunen darüber laut kund, da beteiligt sich Frau F., zunächst mit rechtem Arm und Hand, dann mit beiden Armen und Händen, vom Anfang bis zum Ende der Musik und wiederholt mit kreisenden und ruhig schwingenden Bewegungen. Frau F. bringt allerdings Erfahrung in einem solchen Tun aus ihrer Vergangenheit mit. Frau M., die ständig umtriebig umher läuft, bleibt die ganze Zeit über, in der die Musik spielt, auf ihrem Stuhl sitzen. Und Frau K. (100 Jahre alt) besah sich ein Fotoalbum. Als ich die Musik abspielen ließ, neigte sie ihren Kopf zur Seite, – unverwandt. Nach Ablauf der Musik schaute ich in ihr Gesicht. Es war voller Tränen, auch ihre Nase konnte die Feuchtigkeit nicht halten.
Ganz offensichtlich hatte Mozart viel bewegt.

Szenenwechsel zur Arbeitsgruppe „Musicosophia“ im gleichen Haus:
Wir, das sind zwölf Frauen zwischen 50 Plus und 70 Plus, treffen uns seit September 2011 einmal monatlich für eine Stunde zum aktiven Musikhören.
Wir sind bunt gemischt, das heißt, z.B. noch im Pflegeberuf stehende Kolleginnen, Ehemalige, Ehrenamtliche und Externe.
Alle Teilnehmerinnen haben die Musik , an der wir arbeiten, per CD zur Verfügung, um auch zu Hause es hören zu können. Was bisher entstanden ist entnehme ich ihren Äußerungen:
Person 1: „ Das hat mich jetzt richtig wieder in die Ruhe gebracht, diese Musik, – nach dem Stress, den ich heute so hatte.“
Person 2: „ Das ist schön, so etwas Neues zu entdecken. Was alles so aus einem Körper herauszuholen ist.“
Person 3: „ Ich hatte eine Aversion gegen klassische Musik. Jetzt, da ich auf „Stimmungen“ höre und auch schon mal Fragen an die Musik stelle, hat sich etwas mit meinem Hinhören verändert. Ich bekomme einen ganz neuen, bzw. überhaupt einen Zugang zur klassischen Musik.
Person 4: „ Ich fühle mich erfrischt.“
Sehr erfreut war ich über die Äußerung einer Kollegin: „ Ich habe heute Morgen bei der Pflege an der Frau X. die“ Morgenstimmung“ (von E. Grieg) gesummt.“

Dies alles ist entstanden mit Leichtigkeit. Wir treffen uns zu einem großen, wertvollen Spiel, hören in Ernsthaftigkeit zu und vertrauen auf die Wirkung der Musik aus unserem geheimnisvollen Unbewussten.

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Johannes Brahms – Ein deutsches Requiem

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Goettweig5
…und seine Botschaft. Im Exerzitienhaus St. Altmann, Stift Göttweig
vom 6. – 8. März 2015

ein Bericht von Gertraud Pausinger

Das Benediktiner Stift Göttweig ist ein eindruckvoller Barockbau, der etwas abseits auf einem sanften Hügel über der Donau thront, umringt von den Wäldern und Weingärten der Wachau. Viele Teilnehmer zog auch der besondere Ort wieder an. In der Stille des Klosters und der traumhaften Landschaft konnten sie den Alltag hinter sich lassen und sich in ganz besonderer Weise auf die Musik Johannes Brahms‘ einlassen.

Goettweig3Am Freitagabend führte Hubert Pausinger die Musikfreunde behutsam in das gewaltige Werk ein. Zunächst legte er die Geschichte des Requiems in der protestantischen Tradition dar und machte dann die herausragende Bedeutung des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms deutlich. Mit der orchestralen Einleitung des ersten Satzes, „Selig, die da Leid tragen“, stimmte er die Teilnehmer auf das Werk ein.
Der ganze Samstagvormittag war diesem ersten Satz gewidmet. Schon bald wurden die Ideen dieser Musik deutlich und ließen die ungeheuren Dimensionen des Werks erahnen. Die intensive Hör-Arbeit an dieser Musik verbreitete eine Stimmung von großer Ruhe und Gelassenheit. – In den Pausen konnten die Musikfreunde die zauberhafte Aussicht des sonnendurchfluteten Seminarraums in das weite Donautal genießen oder auch bei einem Spaziergang um das Stift die Melodien noch nachklingen lassen.

Goettweig1Gestärkt ging es dann am Nachmittag an den 5. Satz, der wunderschönen Sopran-Arie, „Ihr habt nun Traurigkeit“.
Lucian Closca erarbeitete diesen Satz, machte dessen Aufbau verständlich und vermittelte die melorhythmischen
Gebärden, die die Teilnehmer mit tiefer Innigkeit mitgestalteten. – Beim gemeinsamen Abendessen gab es noch
angeregte Gespräche unter den Teilnehmern, und viele stellten fest, dass, obwohl ja alle sehr intensiv in die Musik dieses Requiems eingetaucht waren, fast so etwas wie eine Heiterkeit in der Gruppe zu spüren war.

Am Sonntagvormittag spannte Hubert Pausinger noch den Bogen über das gesamte Werk und erklärte die Bezüge der einzelnen Sätze zueinander. Prägnante Stellen, wie das Auftreten der Solisten, der 4. Satz als Wendepunkt des ganzen Requiems und manche bedeutungsvolle Übergänge wurden durch kurzes Anspielen der Musik verdeutlicht. Mit diesem Überblick wurde den Teilnehmern erst die wahre Größe dieses Kunstwerkes bewusst und zugleich auch seine unauslotbaren Tiefen sowie seine heitere Innigkeit.

Goettweig4Viele wollten dieses Seminar noch in Stille ausklingen lassen und nützten den traumhaft schönen Tag, um einen Spaziergang zu machen oder auf einer Sonnenbank die wunderbare Aussicht zu genießen. Auf diese Weise wirkte Brahms‘ bewegende Musik noch lange nach und hinterließ einen unvergesslichen Eindruck.

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Musik-Meditation

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Schweigen-Stille
…mit Hubert Pausinger vom 6.-8. Februar 2015 in der Musicosophia-Schule
ein Bericht von Carola Zenetti

Ein Dutzend Hörerinnen und Hörer hatte sich zum ersten Teil dieser als Trilogie angelegten Veranstaltungsreihe von Hubert Pausinger angemeldet und wollte sich auf das Abenteuer „Musik der Stille und Stille der Musik“ einlassen.

Musikmeditation – was verbirgt sich hinter diesem Wort? Meditation bedeutet eine Hinwendung nach innen. „Musik ist geistig-seelische Bewegung, die uns mit dem Wesenskern verbindet. Gehen wir mit dieser Bewegung bewusst mit, das heißt, dass wir konzentriert und in klarer Wahrnehmung der Musik folgen, dann kann sie uns mit unserem Wesenskern verbinden und wir können in ihm ruhen.“ In diesem Sinne führt Musikmeditation den Menschen in einem behutsamen Hör-Prozess allmählich von außen nach innen. Weg von geschäftiger äußerer Betriebsamkeit und gedanklicher Unruhe hin zu innerer Friedlichkeit und Ruhe. Das wiederholte Mitsummen einer Melodie wirkt dabei unterstützend. Hubert Pausinger hatte als Vorspiel für die Musikmeditation das Largo in E-Dur von Chopin ausgewählt. Wieder und wieder ließ er die Melodien mitsingen. Durch diesen meditativen Vorgang wurde es möglich, in der Musik heimisch zu werden, ihren charakteristischen Wendungen und Akzenten nachzuspüren und den Alltag immer mehr hinter sich zu lassen.

Die Stille – auch sie gehört zur Musikmeditation, ja sie ist die unumgängliche Voraussetzung dafür. „Die Stille ist für die große Musik gleichsam das Potential aus dem sie sich im rechten Augenblick herauslöst, um sich mit ihrem Wesen zu manifestieren.“ So ist das Wahrnehmen der Stille vor dem Erklingen einer Musik ein wesentlicher Bestandteil der Meditation. Sie bereitet den Menschen auf die Aufnahme der Töne vor. So erlebte es die Meditationsgruppe auch beim Adagio aus dem Concerto grosso Nr. 10 von Arcangelo Corelli. Das sich Öffnen und wieder Schließen im Verlauf einer Musik – ein Urbild für die menschliche Seele, wie Hubert Pausinger erläuterte – war in diesem Adagio besonders gut zu erkennen. Die immer leiser werdende Einstellung der Musik erhöhte die Konzentration erheblich. Verblüffend für die meisten war sicher das Gestalten der Musik – ohne dass sie erklang! Ganz aus dem inneren Hören heraus entwickelten sich die Gebärden aus jedem einzelnen der Meditierenden und gewannen ihre Form. Auch die Aufzeichnungen für die Gestaltung wurden den Blicken entzogen –. So entstanden die Gebärden in tiefster Stille und vollkommener Verinnerlichung. „Die Musik transportiert gleichsam das Potential der Stille in die Seelen der Hörer und bewirkt damit, dass diese Stille in ihre Seelen einziehen kann.“

Die Verwandlung – Musikmeditation trägt auch das Potenzial der Verwandlung in sich. Das Hören in Stille löst innere Prozesse aus. In sorgfältiger analytischer Arbeit stellte Hubert Pausinger das Hauptwerk des Seminars an der Tafel dar, den zweiten Satz (Andante. Feierlich, etwas bewegt) aus Anton Bruckners 2. Symphonie in c-Moll. „Die wichtigste Musik für die spirituelle Entwicklung des modernen Menschen“ wie George Balan, der Begründer der Musicosophia-Methode, von der Musik Bruckners sagt. In einem konzentrierten meditativen Prozess verfolgte die Hörgruppe die von Hubert Pausinger aufgezeichnete Struktur dieses Werkes, ging innerlich mit, um sich der tiefen Wirkung dieser Musik zu öffnen und ihr in sich Raum zu geben. Dass diese Mühe sich lohnte konnten viele am nächsten Tag spüren, als die Musik sich über Nacht in ihnen gesetzt hatte, und am nächsten Tag die Klärung der Meditation des Vortages als Frucht deutlich wurde. Mit einer Abschlussgestaltung des gesamten Satzes ging am Sonntagmittag ein Seminar zu Ende, das eine ganz besondere Begegnung mit dem eigenen Wesenskern ermöglicht hatte.

Nicht gekennzeichnete Zitate von Hubert Pausinger

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„Hymnen an die Freude“

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Neujahr 2015…beim Neujahrs-Seminar 2014/15 im Seminarhaus Maria Lindenberg
von Carola Zenetti

Tief verschneit empfing der Schwarzwald am 29. Dezember 2014 die Hörerinnen und Hörer aus Deutschland, Holland und Italien, die sich durch die winterliche Landschaft auf den Weg zum idyllisch gelegenen Seminarhaus Maria Lindenberg gemacht hatten. Alle waren auf dieses viel versprechende Thema neugierig.

Ein Largo für Cello und Klavier von Chopin bildete am ersten Abend den Auftakt. Gebhard von Gültlingen wusste dem Auditorium mit wenigen Worten den Aufbau des Stücks nahe zu bringen. Mit einer einfachen Gestaltung konnte diese Musik, die wie eine kleine Hymne an eine innere Freude das Seminar eröffnet hatte, ihren ganzen Zauber entfalten.

Wesentlich lebhafter ging es am nächsten Tag zu. Der erste Satz von Beethovens 7. Symphonie stand auf dem Programm. Der ganze Tag stand im Zeichen dieser vor Lebens- und Tanzlust überschäumenden Musik. Wieder führte Gebhard von Gültlingen die Hörerinnen und Hörer durch das komplexe und von machtvoller Freude durchdrungene Werk.

Leisere Töne erklangen am Mittwochmorgen. In der Stille erarbeitete und gestaltete Lucian Closca das „Ave Verum“ von Mozart. Dann leitete er zum langsamen Satz aus Mozarts 20. Klavierkonzert über, dessen Töne die Hörerschaft bis zum Abend begleiteten. Intensiv wurden das Erkennen der Struktur und das Gestalten dieser Musik erlebt und aufgenommen.

Festlich gestimmt und gekleidet erschienen die Menschen zum Silvester-Programm. Dieses wurde im Speisesaal mit Buffet und Sekt eröffnet – und plötzlich ertönte zwischen den klingenden Sektgläsern aus einer Ecke wie ein vorgezogener Neujahrsgesang der bekannte Kanon “Viva la Musica“, in den bald alle Anwesenden fröhlich einstimmten.

Zur Mitternacht dann die Musik, die bei diesem Thema nicht fehlen durfte: der 4. Satz der 9. Symphonie von Beethoven mit dem Schlusschor von Schillers Ode „An die Freude”. Hubert Pausinger stellte in beeindruckender Weise die großen Entwicklungsschritte in diesem gewaltigen Finale dar. In den ersten Minuten des Neuen Jahres erschien in Ton und Bild der zuvor analysierte Satz an der Wand des Seminarsaales mit den Wiener Philharmonikern und dem Wiener Singverein unter der Leitung von Christian Thielemann.

Strahlend blauer Himmel über dem Lindenberg am 1. Januar! Der Neujahrsmorgen war dem berühmten Kanon von Johann Pachelbel gewidmet. Hubert Pausinger führte mit der meditativen Gestaltung der sich ständig wiederholenden Bassfigur in das Werk ein, bevor er zur Analyse der Kanonstimmen überging. Dieser Musik mit Gebärden nachzuspüren bildete den feierlichen Abschluss des Seminars!

Viel Freude also auf dem Lindenberg, Freude, dieses Urgefühl, das wir zum Leben brauchen, wie Hubert Pausinger in seinen Gedanken zum Thema ausführte: „Freude ist nicht nur Erholung, sie ist eine Kraft. Freude hat mit Glück, Zufriedenheit, Inspiration und Liebe zu tun. Inspiration ist der Funke, aus dem die große Musik geboren wurde. Freude und Musik verbinden die Menschen.” Wie wahr diese Worte sind, konnten alle
Teilnehmenden bei diesem musikalischen Fest erfahren!

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(Italiano) Edvard Grieg-Peer Gynt Roma 15-16 Novembre 2014

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“Seht, was die Liebe tut.”

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nuetschau
Eine Musikmeditation mit J.S. Bach im Kloster Nütschau
vom 6. bis 8. Oktober 2014

 
Ohne Zweifel gibt es Orte, die für Musicosophia-Seminare wie geschaffen sind, und das Kloster Nütschau in Schleswig-Holsten ist ein solcher Ort! Das liegt zum einen natürlich an der schönen Umgebung, den angenehmen, stillen Räumen, den freundlichen Mitarbeitern und dem Geist, der hier herrscht. Aber vor allem sind es die Menschen, die von dieser besonderen Atmosphäre angesprochen werden, und die über diesen Weg in unsere Seminare kommen.

Zehn TeilnehmerInnen hatten sich eingefunden. Sie alle brachten unterschiedliche – oder auch keine – Vorkenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Bachs Musik mit und hatten auch ganz persönliche Erwartungen an diese Tage. Aber allen gemeinsam war die Bereitschaft, sich vertrauensvoll und offen auf unsere musikalische Reise einzulassen.

Wir machten am Nachmittag die ersten Schritte mit der Arie „Gelobet sei der Herr“ und erlebten, wie einfach und selbstverständlich es ist, der Musik mit den Händen zu folgen und ihr nachzuspüren. Na ja, so ganz einfach war es zu Beginn dann doch nicht, aber wir nahmen uns die Zeit, die es brauchte um mit der Musik und der Methode vertraut zu werden. Dann ließen wir uns von der Musik tragen.

Dienstagmorgen: Erwartungsvolle Gesichter! Was würden wir hören? 5 Minuten Musik! 5 Minuten, länger dauert der 2. Satz (das Siciliano) aus dem 2. Klavierkonzert nicht, und doch nahmen wir uns den ganzen Tag, um dem Zauber dieser großen Musik in der Tiefe nachzuspüren. Sind wir ihrem Geheimnis näher gekommen? Ja, wir waren alle erfüllt von der Kraft dieses wunderbaren Sicilianos, doch wird eine Antwort darauf jeder für sich im Stillen gefunden haben.

Für den Abend hatte ich alle, die nach diesem langen Tag noch Kraft hatten, zu einer weiteren Musikmeditation geladen. Wir versammelten uns zum Lied „Bist du bei mir“ aus dem Notenbüchlein der Anna-Magdalena Bach. Und wie am Abend zuvor waren ALLE gekommen. ( Das war nicht selbstverständlich und hat mich ganz besonders gefreut! )

Mittwoch: „Seht, was die Liebe tut!“, mit dieser Arie beendeten wir das Seminar. Man kann für diese Musik viele große Worte finden, sie bleiben doch hilflos. Sagen wir es so: Sie ist einfach wunderschön! Ihre tiefe, milde Schönheit hat sich allen erschlossen, und so fanden wir mit dieser Musik zu einem besonders innigen Ausklang unserer Tage im Kloster Nütschau.

Herzlichen Dank an alle, die dabei waren.

Manfred Lellek

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Ostern 2014 Beethoven und die Auferstehung

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tn_beethoven-143180205_stdBeethoven und die Auferstehung
„Wie kann der Name Beethoven mit dem Begriff Auferstehung in Verbindung gebracht werden?“ mögen sich manche bei dieser Überschrift gefragt haben, ist es doch allgemein bekannt, dass Beethoven der Kirche eher fern stand. Das Seminar beschäftigte sich dann auch nicht mit Beethovens Weltanschauung, sondern mit der Kraft und Weisheit, die in seiner Musik liegt, aus der man sehr wohl „Auferstehungs-Töne“ vernehmen kann.
Gleich am ersten Abend zeigte Hubert Pausinger am Adagio der Klaviersonate Nr. 8 in c-Moll op. 13 („Pathétique“) wie Beethoven musikalisch mit Hell und Dunkel umgeht, und wie schliesslich das Dunkel ins Licht integriert wird.
Aus religiöser, mythologischer und philosophischer Sicht stellte Hubert Pausinger am zweiten Abend Betrachtungen zum Thema Auferstehung an. Er wandte sich dann vor diesem Hintergrund der grossen Krise zu, in die Beethoven geriet, als er sich in den Jahren 1798 bis 1803 mit seiner zunehmenden Taubheit auseinandersetzen musste. Gipfelnd im „Heiligenstädter Testament“ von 1803 brachte diese Krise gleichzeitig die Wende: Beethoven fand ins Leben zurück und sah fortan seine Aufgabe ausschliesslich im Komponieren. „Niederlage in Triumph verwandeln. Das ist Beethoven!“
Anderntags erarbeitete Gebhard von Gültlingen intensiv mit der Gruppe den 4. Satz aus dem Notturno in D-Dur op. 42, entstanden 1803.
Prägend für das Seminar war die Fünfte Symphonie, der zwei Tage gewidmet wurden. Lucian Closca und Hubert Pausinger führten den TeilnehmerInnen die Struktur und inneren beziehungsreichen Zusammenhänge dieses Werkes vor Augen. Die Musicosophia-Methode ermöglichte es den HörerInnen, diese mächtige und in ihren Aussagen zeitlose Musik tief in sich aufzunehmen.
Es war in diesen Tagen zu erleben: Beethoven hatte seine ganz eigene Auffassung von Auferstehung. Durch dunkle Zeiten zu gehen und wieder zum Licht zu finden gehört zu jedem Menschenleben. Beethovens Musik hebt diesen Prozess vom Persönlichen ins Allgemeingültige und verbindet so die Hörenden mit ihrer individuellen inneren Hoffnung und Zuversicht.
Ein Bericht von Carola Zenetti

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(Nederlands) Introductiedag De Glind 12 april 2014

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(Italiano) Mozart: Chiarità e Mistero I divertimenti

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„Die Geschichte der Melorhyhmie“ George Balans Geburtstagsveranstaltung 2014

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Dicht gefüllt war der Seminarraum zu George Balans Geburtstagsveranstaltung vom 14.-16. März 2014 „Die Geschichte der Melorhyhmie“. Bewegt von ihrem zahlreichen Erscheinen begrüsste der Jubilar die TeilnehmerInnen, die erwartungsvoll aus mehreren Ländern angereist waren. Anhand zahlreicher Filmdokumente führte George Balan die BesucherInnen an diesem Wochenende durch die Entstehungsgeschichte der Melorhythmie, dieser Kunst der melodischen Bewegung der Hände, die die aktive Teilnahme der HörerInnen fördert, so dass ihre Beziehung zur Musik eine schöpferische wird. Manch eine/r aus dem Publikum fand sich auf der Leinwand wieder, die Musik, in den Anfängen meist von Bruckner, melorhythmisch gestaltend. Damals schienen die Gebärden nicht so viel mit der Musik zu tun zu haben. Sie waren langsam und geradlinig. In der Folgezeit wurden sie bewegter und gewundener ausgeführt. Als vermehrt Werke von Mozart und Beethoven bei Musicosophia einzogen, erhielt die Gestaltung weitere Impulse. Es war George Balan ein Herzensanliegen, einzelne Weggefährten, die als Mitarbeiter die Entwicklung der Melorhythmie entscheidend beeinflusst hatten, mit Dankbarkeit zu erwähnen und nicht zu verbergen, wie schmerzlich jeweils der Abschied war, wenn diese Menschen die Musicosophia-Gemeinschaft wieder verliessen. „Nichts wird uns für den ewigen Besitz gegeben. Das Leben und das Schicksal machen kleine Geschenke, wie eine Leihgabe auf Zeit. Der Wert ist, dass durch so viele Menschen eine Geschichte entstehen konnte. Begeisterung und Freude machen die Geschichte, und das ist eine grosse Sache.“

DSC_5396Viele Menschen im Raum, die Musicosophia seit vielen Jahren begleiten, konnten durch diesen Rückblick eigene Erinnerungen Revue passieren lassen. Musicosophisch jüngere bekamen durch Balans eindrucksvolle Vorträge ein anschauliches Bild der Entwicklung der Melorhythmie in ihren verschiedenen Dimensionen bis zur Gegenwart.  Gebhard von Gültlingen gab den HörerInnen die Gelegenheit, selbst gestalterisch aktiv zu werden: Er erarbeitete den 4. Satz von Brahms‘ 3. Symphonie, zu dem die Melorhythmie gestaltet wurde. Lebhaft ging es in den Seminarpausen und einem Nachtessen zu, zu dem die Musicosophiaschule alle TeilnehmerInnen ins Bürgerstüble eingeladen hatte. Langjährige Bekannt- und Freundschaften wurden erneuert und gefestigt, neue wurden geknüpft. Harmonisch und rund sei das Seminar gewesen, äusserte sich eine Teilnehmerin, und sprach damit sicher für alle anderen.
Danke, George Balan!

Ein Bericht von Carola Zenetti.

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Musik und Stille

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Musicosophia-Seminar 1.-4. November 2012
Haus Maria Lindenberg, St. Peter

Bericht von Katja Brudermann

14 Teilnehmer ließen sich auf das Abenteuer ein, Musik zu hören, sich von schweigenden Kursleitern Musik ohne Worte erklären zu lassen, im Nachklang der Musik gemeinsam zu schweigen.

Hubert Pausinger führte durch das Seminar, gab am Donnerstagabend eine kurze Einführung in Worten, und öffnete das Schweigen in der letzten Seminareinheit am Sonntagvormittag zu einem Austausch in Worten. Dazwischen hatte die Musik das „Wort“.

Wir hörten:

  • Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 7 Adagio/ Hubert Pausinger
  • Wolfgang Amadeus Mozart, Menuett aus Sinfonie Nr. 40/ Hannelore Hobbiebrunken
  • Wolfgang Amadeus Mozart, Ave verum/ Lucian Closca
  • Richard Wagner, Vorspiel zu Lohengrin/ Lucian Closca
  • Franz Schubert, 1. Satz Streichquartett Nr. 1 D 18/ Carola Zenetti
  • Ludwig van Beethoven, 2. Satz aus Klaviertrio op. 11/ Manfred Lellek

Bruckners Sinfonie Nr. 7 hörten wir mehrmals, ihre sphärischen Klänge passten vielleicht besonders gut zu der Stimmung, die man einem schweigenden Seminar im neblig-grauen November zuordnen würde. Vielleicht. Hannelore Hobbiebrunken hatte ein heiteres Menuett von Mozart vorbereitet und erzählte uns in der Abschlussrunde: „Ich hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, welche Art von Musik denn zu einem Schweigeseminar passen würde. Als wir dann zuerst Bruckner hörten, dachte ich, oh weh…“

Wir haben alle gelacht. Ich glaube, weil wir Hannelores Gedanken gut nachvollziehen konnten und, weil wir gemeinsam entdeckt haben: So ein Novemberschweigen ist groß und weit und bietet Platz für viel mehr Stimmungslagen als wir ihm zugetraut hätten.

Das Hören der verschiedenen Stücke war für mich wie eine Reise durch verschiedene Länder – in einer schweigenden Gruppe. Es ist wertvoll, gemeinsam unterwegs zu sein und dabei erlebt doch jeder seine eigene Reisegeschichte, entdeckt andere Details und andere Verknüpfungen zum eigenen Leben, findet eigene Worte.

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Informe del Encuentro Nacional, Toledo Octubre 2012

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Un pomeriggio musicale con i bambini a Trento 13 ottobre 2012

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Deutschland – 21. Internationales Treffen der Musikhörer

6. – 10. Aug. 2012: Haus Maria Lindenberg
St. Peter

Bericht von Katja Brudermann

Im Zentrum des Treffens standen die Betrachtungen von George Balan. Unter dem Motto „Musik und die Jahreszeiten des Lebens“ hat er Musikstücke, Interviews mit berühmten Musikern und eigene Gedanken zu einer Vortragsreihe zusammengefügt. Dass Musik in existenziellen Situationen, in den Grenzbereichen zwischen Leben und Tod, eine besondere Ausdruckskraft hat, war immer wieder spürbar. Wie die Aufführung des Balletts „La Bayadere“ am 8. Oktober 1992 in der Pariser Oper unter der Direktion von Rudolf Nurejew. Der 54jährige leitete die Inszenierung trotz seiner stark fortgeschrittenen AIDS-Erkrankung. „Er war körperlich so schwach, dass er oftmals nur mit seinem kleinen Finger andeuten konnte, wie wir tanzen sollten. Und doch spürte das ganze Tanzensemble: Es gab noch so viel, was in ihm war und, was er weitergeben wollte. Jeder einzelne von uns gab sein bestes für ihn“, erinnerte sich eine der Tänzerinnen in einem Interview. Vier Monate nach der Aufführung starb der ehemals aktive Tänzer.

Im krassen Gegensatz dazu zeigte Arthur Rubinstein noch in seinen späten Neunzigern eine Vitalität und Liebe zum Leben, die bei manch 20jährigem besser versteckt ist.

Und die Begabung des russischen Pianisten Jewgeny Kissin zeigt sich mitunter darin, dass bereits in jungen Jahren alle Höhen und Tiefen des Lebens spielend ausdrücken konnte, auch wenn er sie am eigenen Leib noch nicht erfahren hatte.

Die musikalische Reise durch die Jahreszeiten des Lebens nutzte George Balan als Rahmen, in dem er selbst sich offiziell von seiner aktiven Vortragstätigkeit zurückzog und sich in den Winter seines Lebens verabschiedete. Auf 83 eigene Lebensjahre blickt er zurück, davon 33 seit der Gründung von Musicosophia im Jahr 1979. Wie selten ist es, dass ein Mensch all das Wesentliche, was er in seinem Leben erfahren und verstanden hat, in Worten und Musikstücken zusammenfasst und vorträgt? Was George Balan den Teilnehmern der 21. Musikhörertreffens weitergegeben hat, ist mehr als Gold wert.

Er hat das Hören als Kunst verstanden und als solche entwickelt und praktiziert. Es liegt wohl in der Natur der Dinge, dass ein Meister einer solch stillen Kunst in der Öffentlichkeit weniger bekannt ist als Dirigent Leonard Bernstein oder Pianist Lang Lang, der als „Michael Jackson der Klassik“ erscheint. Mehr noch als die Worte hat mich die Begegnung mit dem Menschen George Balan beeindruckt. Er strahlt einen stillen Frieden aus, mit dem Leben, so wie es ist, mit all seinen Schönheiten und all seinen Abgründen.

Musik ist eine wunderbare Sprache, die die vollständige Bandbreite der menschlichen Gefühle sehr genau ausdrücken kann. Musik kann sich in Dramen verstricken und in Abgründe fallen, sich dem Tode nähern und vielleicht sogar einen Blick darüber hinaus erhaschen. Und sie bleibt doch schwerelos und frei. Mit scheinbarer Leichtigkeit und in wenigen Takten kann sie sich von den tiefsten Tiefen in die Höhe bewegen, Dissonanzen in Harmonien auflösen, Angst und Verzweiflung in inneren Frieden verwandeln. Diese Freiheit, die den menschlichen Worten und Gedanken nicht immer zu eigen ist, kann manchem Schicksalsschlag seinen Schrecken nehmen. Diesen Zauber habe ich in diesen Tagen in der Musik entdeckt.

Ganz ohne Blick auf die praktischen Dinge des Lebens und den Rahmen der Veranstaltung soll der Bericht dann doch nicht enden…
Das Haus Maria Lindenberg 2 km oberhalb von St. Peter bot eine wunderbare Kulisse. Auch das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, so dass die 60 Teilnehmer die Pausen auf der Terrasse vor dem Vortragssaal in der Schwarzwaldsommersonne verbringen konnten. Dass ich dort, auf einer Bierbank mit Blick auf die von Gustav Mahler besungene wunderschöne Erde kurze Shiatsu-Massagen geben durfte, war zumindest für mich selbst eine gute Abwechslung zu all den schweren Themen des Tages, und ich hoffe, für meine Klienten auch. Neben den Vorträgen von George Balan blieb noch ein wenig Zeit fürs Hören der zum Tagungsmotto obligatorischen „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi mit Musicosophia-Methode im Schnelldurchlauf.

Highlights waren sicherlich die beiden Abendkonzerte, am Dienstag mit Mario Closca am Klavier und dem Tenor Andras Chiriluc; am Donnerstag wurde Mario Closca von seinem Bruder Lucian Closca an der Geige begleitet. Etliche Besucher aus St. Peter und Umgebung kamen an beiden Abenden als Gäste dazu und erlebten nebst wunderschöner, bunt zusammengestellter Musik auch einen ersten Einblick in die Arbeit von Musicosophia. Mit stehenden Ovationen wurden die Musiker gefeiert und um Zugabe gebeten (die es natürlich auch gab).

Auch wenn der Lindenberg seinem Namen als Berg alle Ehre macht, erschienen mir die Tage dort eher wie eine Insel, vollkommen losgelöst vom Alltag. Entsprechend war mein Weg zurück zum Schreibtisch auch eine kleine mentale Seefahrt, mit ein paar Stürmen und unterschätzten Entfernungen. Ob sich die Reise gelohnt hat (die für mich übrigens nur 5 Fahrradkilometer weit war), sei in und zwischen den geschriebenen Zeilen nachzulesen…

Abschied eines großen Hörers

Artikel von Katja Brudermann in der Zeitschrift Tonkunst veröffentlicht

Unter dem Motto „Musik und die Jahreszeiten des Lebens“ trafen sich vom 6.-10. August 2012 sechzig Musikliebhaber aus 9 Ländern Europas und aus Übersee in St. Peter/ Schwarzwald zum 21. Internationalen Musikhörer-Treffen. Veranstalter war die Musicosophia-Schule. Deren Gründer, der rumänische Musikwissenschaftler George Balan, hat mit Musicosophia eine einzigartige Methode des bewussten Hörens entwickelt, die klassische Musik für Musiker und Laien verständlich und erfahrbar macht.

Im Zentrum des Treffens stand eine Vortragsreihe von George Balan. Er ging darin auf große Musiker und Dirigenten in den verschiedenen Phasen ihres Lebens ein. Der Rückblick auf 33 Jahre Musicosophia war für den 83jährigen zugleich ein Abschied aus seiner aktiven Vortragstätigkeit. Im Folgenden eine Reise durch die Jahreszeiten des Lebens in Zitaten aus seinen Reden:

Das sind die zwei Gesichter unseres Frühlings: Das vom Schönen und Großen Träumende und das opferbereit und duldsam Kämpfende.

Es ist ein Märchen, dass nur mit dem Alter die Tiefe kommt. Wenn die Begabung echt und kultiviert ist, kann ein junger Pianist oder Dirigent alle Höhen und Tiefen erreichen, denn zu ihnen findet man nicht durch das Alter Zugang, sondern durch das Talent und das innere Feuer.

Sie hatte aber nicht nur die Leidenschaft des Singens, sondern auch die des Suchens und des Entdeckens. Sie verfügt über ein außergewöhnliches Schöpfertum, in dem die Schönheit denkt und das Denken die Herzen wärmt.
über Cecilia Bartoli, ital. Mezzosopranistin, geb. 1966

Mit seinem Mut, seiner Inspiration und seiner meisterhaften Beherrschung alles Technischen erneuerte er grundsätzlich den Zugang zu der Kunst Bachs.
über Karl Richter, Dirigent & Musiker, 1926-1981

Die herbstliche Zeit meldet sich durch ein Gefühl des Vergänglichen, der grundlegenden Einsamkeit des menschlichen Wesens. Viele Künstler besitzen in einem hohen Grade dieses herbstliche Selbstbewusstsein.

Ein großer Musiker bleibt ein großer Musiker auch wenn seine Finger ihm nicht mehr so treu wie früher dienen. Seine Leistung ist nicht an der Anzahl der falschen Noten zu ermessen, die nur jenes Ohr stören können, das hinter dem Technischen das geistig Schöpferische nicht erkennt.
über Yehudi Menuhin, US-amerikanischer Violinist, 1916-1999, in seinen späten Jahren

Die späten Siebzigerjahre sind die Novemberzeit unseres Lebens. Das ist die Zeit, in der normalerweise der Künstler – aber im Grunde Jedermann – die beruhigende und geistig erhebende Wärme der Innerlichkeit entdecken und erleben sollte. Die Abhängigkeit vom Applaus kann jedoch genauso tyrannisch wie jede andere sein.

Die Liebe zum Leben kann sich in oberflächlichen Genuss verwandeln, wenn der Mensch das Bewusstsein seiner Endlichkeit nicht mit ähnlicher Leidenschaft pflegt. Die edle Art, das Leben zu lieben erkennt man daran, dass sie sich nicht an die Anzahl der Jahre klammert, dass sie immer den Willen des Schicksals bejaht.

Und in seiner Seele verflechten sich die erhabene Ruhe des Übergangs ins Jenseitige mit der immer lebendig bleibenden Liebe zu dieser Erde.
über die letzten Zeilen vom Lied von der Erde (Gustav Mahler, österreichischer Komponist, 1860-1911)

Nach mehr als einem halben Jahrhundert erhebt er sich immer höher zu jener geistigen Sphäre, wo diejenigen ewig leben, die der Musik mit höchster Hingabe gedient haben.
über Arturo Toscanini, italienischer Dirigent, 1867-1957

Was zeichnet einen großen Künstler im Verlauf seiner Lebensjahreszeiten aus? Auf diese Frage gaben die Betrachtungen George Balans sehr persönliche Antworten. Während Cecilia Bartoli, Karl Richter, Yehudi Menuhin und all die anderen großen Musiker die Bühnen der Welt eroberten, hat George Balan in seiner eigenen, stillen Disziplin eine ähnliche Größe erreicht: Die Kunst des Hörens besteht darin, sich selbst bewusst von der Schönheit und tiefen Wahrheit der Musik berühren und verändern zu lassen. Die eigene Seele wird zum Zielpunkt einer liebevoll-schöpferischen Gestaltung und beständig lebendigen Entwicklung. Die Kunst zu Hören wird gleichsam zur Kunst zu leben, die in jeder Lebensjahreszeit, auch in jeder schwierigen Phase die Schönheit des Lebens zu entdecken und auszustrahlen vermag.

Ein Künstler bewegt sich wohl immer zwischen der gewollten, nur um Anerkennung heischenden Schönheit und einer wahren, aus tieferen Quellen schöpfenden. Vielleicht ist das Hören die Kunst, bei der sich diese beiden Pole berühren.

Die Musicosophia-Schule, bereits seit 1998 unter der Leitung von Gebhard von Gültlingen und Hubert Pausinger, vermittelt die Kunst des Hörens nach der von George Balan entwickelten Methode in verschiedenen Kursen und Ausbildungslehrgängen.