…beim Neujahrs-Seminar 2014/15 im Seminarhaus Maria Lindenberg
von Carola Zenetti
Tief verschneit empfing der Schwarzwald am 29. Dezember 2014 die Hörerinnen und Hörer aus Deutschland, Holland und Italien, die sich durch die winterliche Landschaft auf den Weg zum idyllisch gelegenen Seminarhaus Maria Lindenberg gemacht hatten. Alle waren auf dieses viel versprechende Thema neugierig.
Ein Largo für Cello und Klavier von Chopin bildete am ersten Abend den Auftakt. Gebhard von Gültlingen wusste dem Auditorium mit wenigen Worten den Aufbau des Stücks nahe zu bringen. Mit einer einfachen Gestaltung konnte diese Musik, die wie eine kleine Hymne an eine innere Freude das Seminar eröffnet hatte, ihren ganzen Zauber entfalten.
Wesentlich lebhafter ging es am nächsten Tag zu. Der erste Satz von Beethovens 7. Symphonie stand auf dem Programm. Der ganze Tag stand im Zeichen dieser vor Lebens- und Tanzlust überschäumenden Musik. Wieder führte Gebhard von Gültlingen die Hörerinnen und Hörer durch das komplexe und von machtvoller Freude durchdrungene Werk.
Leisere Töne erklangen am Mittwochmorgen. In der Stille erarbeitete und gestaltete Lucian Closca das „Ave Verum“ von Mozart. Dann leitete er zum langsamen Satz aus Mozarts 20. Klavierkonzert über, dessen Töne die Hörerschaft bis zum Abend begleiteten. Intensiv wurden das Erkennen der Struktur und das Gestalten dieser Musik erlebt und aufgenommen.
Festlich gestimmt und gekleidet erschienen die Menschen zum Silvester-Programm. Dieses wurde im Speisesaal mit Buffet und Sekt eröffnet – und plötzlich ertönte zwischen den klingenden Sektgläsern aus einer Ecke wie ein vorgezogener Neujahrsgesang der bekannte Kanon “Viva la Musica“, in den bald alle Anwesenden fröhlich einstimmten.
Zur Mitternacht dann die Musik, die bei diesem Thema nicht fehlen durfte: der 4. Satz der 9. Symphonie von Beethoven mit dem Schlusschor von Schillers Ode „An die Freude”. Hubert Pausinger stellte in beeindruckender Weise die großen Entwicklungsschritte in diesem gewaltigen Finale dar. In den ersten Minuten des Neuen Jahres erschien in Ton und Bild der zuvor analysierte Satz an der Wand des Seminarsaales mit den Wiener Philharmonikern und dem Wiener Singverein unter der Leitung von Christian Thielemann.
Strahlend blauer Himmel über dem Lindenberg am 1. Januar! Der Neujahrsmorgen war dem berühmten Kanon von Johann Pachelbel gewidmet. Hubert Pausinger führte mit der meditativen Gestaltung der sich ständig wiederholenden Bassfigur in das Werk ein, bevor er zur Analyse der Kanonstimmen überging. Dieser Musik mit Gebärden nachzuspüren bildete den feierlichen Abschluss des Seminars!
Viel Freude also auf dem Lindenberg, Freude, dieses Urgefühl, das wir zum Leben brauchen, wie Hubert Pausinger in seinen Gedanken zum Thema ausführte: „Freude ist nicht nur Erholung, sie ist eine Kraft. Freude hat mit Glück, Zufriedenheit, Inspiration und Liebe zu tun. Inspiration ist der Funke, aus dem die große Musik geboren wurde. Freude und Musik verbinden die Menschen.” Wie wahr diese Worte sind, konnten alle
Teilnehmenden bei diesem musikalischen Fest erfahren!
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